Vandalismus in Willich Ameisenstation im Schlosspark zerstört
Neersen · Zwei der Sicherheitsglasscheiben des Freiluft-Formicariums im Neersener Schlosspark sind zertrümmert worden. Es ist dort nicht der erste Vandalismus-Vorfall.
Das rot-weiße Flatterband vor dem Freiluft-Formicarium im Neersener Schlosspark fällt schon von Weitem auf. Kommt man näher, ist der Grund für die Absperrung klar ersichtlich. Zwei der großen Scheiben, die normalerweise Einblicke in das Leben der dort angesiedelten Ameisen gewähren, sind zertrümmert worden. In jeder der gegenüberliegenden Scheiben klafft ein Loch in dem Sicherheitsglas, das restliche Glas steckt als große gesplitterte Bruchfläche noch im Rahmen. Auf dem Ameisenhügel im Inneren des Formicariums liegen zudem unzählige Glassplitter unterschiedlicher Größenordnungen. „Unbekannte haben die Scheiben unserer Ameisenbeobachtungsstation eingeschlagen“, sagt Jack Sandrock. Der Leiter der Willicher Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu) steht direkt mit seinem Kollegen Helmut Friesheim und Udo Hormes vom Team Umwelt und nachhaltige Stadtentwicklung des Geschäftsbereichs Stadtplanung der Stadt Willich am Formicarium.
Alle drei hantieren mit stabiler durchsichtiger Folie und Klebeband, um die entstandenen Löcher erst einmal provisorisch zu verschließen. „Der Ameisenhügel im Inneren ist normalerweise durch das Formicarium geschützt und trocken. Wenn jetzt Regen durch die beschädigten Scheiben eindringt, können wir nicht sagen, wie sich das Klima in der Anlage verändert und welche negativen Folgen das für die Ameisen mit sich bringt“, sagt Friesheim, der sich seit vier Jahren um die Anlage, die 2016 in einer gemeinsamen Aktion der Ameisenschutzwarte NRW und der Nabu-Ortsgruppe Willich gebaut wurde, kümmert. Er versorgt die Ameisen mit Wasser, Mehlwürmern und Zuckerlösung. Aktuell befinden sich die Ameisen allerdings in ihrer Winterruhe. „Sie sind tief unten im Boden und wir hoffen, dass sie das alles ungestört überstanden haben“, sagt Monika Sandrock von der Willicher Nabu-Ortsgruppe.
Schon früher kam es zu
kleineren Beschädigungen
Der Schock über die mutwillige Zerstörung sitzt tief bei den Nabu-Mitgliedern und der Stadt Willich. Im Laufe der acht Jahre, nachdem die Ameisenstation angelegt wurde, kam es immer mal wieder zu kleineren Vandalismus-Vorfällen. Dazu gehörte beispielsweise das Abtreten der Plastikröhren, aber zu einem solchen Vorkommnis mit diesen Ausmaßen ist es noch nie gekommen.
Die Idee, ein Formicarium am Waldlehrpfad im Neersener Schlosspark anzulegen, gab es seinerzeit schon länger bei der Nabu- Ortsgruppe. Mit dem Mitglied Heinz van den Brock hat die Ortsgruppe dabei einen Fachmann an der Hand, der aufgrund seiner Tätigkeit in der Ameisenschutzwarte nicht nur die Kenntnisse für den Bau eines solchen Formicariums mitbrachte, sondern auch die Zulassung für die Umsiedlung und die Hege von Ameisenvölkern hat. Denn die Umsiedlung von hügelbauenden Ameisenvölkern muss von der Unteren Landschaftsbehörde genehmigt werden, da diese Ameisen unter einem besonderen Schutz stehen. Bei den Ameisen, die 2016 im Neersener Schlosspark einzogen, handelte es sich um ein Ameisenvolk, das wegen einer Baumaßnahme in Rheurdt umgesiedelt werden musste. Mit großer Spannung wurde damals verfolgt, ob die Umsiedlung erfolgreich verlaufen würde. Es klappte hervorragend. Die Freiluftanlage, die den Ameisenhügel schützt, aber gleichzeitig die Möglichkeit gibt, auch die Umgebung zu nutzen, kam bei dem umzusiedelnden Volk an. Die Ameisen akzeptierten ihr neues Daheim und bauten es fleißig aus. „Wir sind auf das erfolgreiche Projekt sehr stolz. Daher trifft uns diese sinnlose Zerstörung um so mehr“, sagt Monika Sandrock.
Die Ortsgruppe brachte den Vandalismus bei der Polizei zur Anzeige. Nun sorgt man sich um den Zustand der Ameisen, zu dem man derzeit allerdings aufgrund der Winterruhe noch nichts sagen kann. Hormes konnte indes eine weitere große Sorge der Ortsgruppe nehmen – und die betrifft die Kosten der Wiederherstellung des Formicariums. „Bei der Stadt Willich haben sich zwei Sponsoren gemeldet, die die Anlage wieder instand setzen wollen“, teilte Hormes mit. Zu den Sponsoren gehört auch ein Glasbaufachbetrieb. Nun muss überlegt werden, wie die Instandsetzung am besten vonstattengehen kann, damit die Ameisen, auch die Polizei des Waldes genannt, in ihrer Winterruhe nicht gestört werden.