Ermittlungserfolge in Neuss präsentiert Polizei kommt Telefonbetrügern auf die Schliche
Neuss · Immer wieder werden Menschen im Rhein-Kreis Neuss Opfer von Telefonbetrügern. Am Mittwoch konnte die Polizei nun Ermittlungserfolge vermelden.
Im Februar hatten Betrüger von einem Callcenter aus eine ältere Frau um 220 000 Euro gebracht. Sie hatten sich als Polizeibeamte ausgegeben. Daraufhin war eine Ermittlungskommission gebildet worden. Über ihre Erfolge wurden die Medien am Mittwoch im Neusser Kreishaus informiert. Jene Kommission besteht mittlerweile zwar nicht mehr, aber immer noch müssen vor allem ältere Menschen vor falschen Polizisten, Enkeltrick-Betrügern und vor Schockanrufern auf der Hut sein.
Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und der Chef der Kripo, Kriminaldirektor Christian Kampa, konnten am Mittwoch etliche Erfolge überdurchschnittlich engagierter Ermittlungsarbeit vermelden. Sowohl zu den Anrufern als auch zu den festgestellten Callcentern. Erfolge wurden weit über den Rhein-Kreis Neuss hinaus erzielt, unter anderem auch in Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg. Eine „Abholer-Zelle“ in Mettmann konnte aufgedeckt werden. Bis in den November hinein erfolgten weitere Festnahmen und Straftaten wurden vereitelt. Fünf festgenommene Tatverdächtige befinden sich in Untersuchungshaft. 33 Straftaten konnten aufgeklärt werden, davon allerdings nur eine im Rhein-Kreis Neuss. 180 Taten konnten verhindert werden, davon drei im Rhein-Kreis. „Das ist ein super Ermittlungserfolg“, sagt Christian Kampa.
Hauptkommissarin Stocker und Hauptkommissar Piel erkannten unter anderem, dass es sich um bandenmäßigen Betrug handelt, die Täter agieren vor allem von Osteuropa aus. Die Ermittlerinnen und Ermittler waren an sieben Tagen in der Woche im Einsatz, zumeist von 7 bis 22 Uhr. Festnahmen waren in Bamberg und Mettmann erfolgt. Die Täter sind 20 bis 24 Jahre alt und gehen keiner ehrlichen Arbeit.
Sie erbeuteten bei den Geschädigten Bargeldbeträge zwischen 2000 und 220 000 Euro, aber auch Goldbarren, Gold- und Silbermünzen sowie Uhren und Schmuck. Einige Uhren hatten die Polizeibeamten am Mittwoch mitgebracht; sie konnten noch keinem Geschädigten zugeordnet werden. Die Schadenssumme geht in die Millionen. Die Gegenstände wurden in der Regel in Plastiktüten an die Abholer übergeben.
Wie geschickt die Täter vorgehen, wurde anhand eines Original-Mitschnitts eines Anrufs demonstriert. Der Täter wirkte durchaus vertrauenseinflößend, er sprach ruhig, sachlich und akzentfrei Deutsch. „Ich muss mich erstmal setzen“, hörte man die Seniorin sagen. Die Antwort des Betrügers: „Machen Sie das, immer mit der Ruhe.“ Letzte Zweifel zerstreute er mit dem Angebot, die Frau möge doch die 110 wählen, um mit einem anderen Polizeibeamten zu sprechen, mit dem Herrn Körner. Das klingt sehr seriös, der Trick besteht aber darin, dass der Anrufer nicht aufgelegt hat und die Opfer nicht mit einer Leitstelle verbunden werden.
Stephanie Pampel vom Kommissariat Prävention und Opferschutz hatte in den vergangenen Wochen und Monaten zusammen mit Zweigstellen der Sparkasse Neuss in Rommerskirchen und Büttgen auf die betrügerischen Anrufer aufmerksam gemacht, ihre Taktik entlarvt und vor entsprechenden Anrufen gewarnt. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke erklärte im Kreishaus folgendes: „Wir sind nicht sicher, ob alle Geschädigten Anzeige erstattet haben.“ Die Geschädigten sollten sich nicht schämen, sondern zur Polizei gehen.
Auch wenn am Mittwoch die Betrugsmasche mit dem falschen Polizeibeamten im Mittelpunkt stand: Es gibt natürlich weiterhin Betrugsversuche mit Schockanrufen oder dem Enkeltrick. Die Kriminalpolizei hat deshalb mit prominenten Personen aus dem Rhein-Kreis Neuss eine Plakataktion gestartet. „Geldforderungen am Telefon? Aber bestimmt nicht mit mir“, gibt Rita Süßmuth auf einem Plakat zu verstehen. „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen“: Horst Lichter empfiehlt wie die fünf anderen Promis eines: „Auflegen!“ Aufgelegt werden sollte unter anderem auch dann, wenn das Gespräch mit „Hallo Oma, ich bin‘s“ beginnt.