Verein „Neuss hilft“ schickt Löschfahrzeug in die Ukraine Große Bewährungsprobe für „Florian 6“
Neuss/Malyniwka · Ein Netzwerk der Hilfe in Neuss hat für ein Tanklöschfahrzeug für die Ukraine zusammengelegt.
(-nau) „Florian 6“ steht die längste Reise seines automobilen Daseins bevor. 25 000 Kilometer war der Lastwagen seit seiner Erstzulassung im September 1987 im Dienst der Feuerwehr Detmold unterwegs, jetzt soll er an einem Stück 2000 Kilometer von Neuss bis ins ukrainische Malyniwka fahren. Dort wird das Tanklöschfahrzeug dringend erwartet, denn sein Bestimmungsort liegt unweit der russischen Grenze in der Nähe der Stadt Charkiw und ist fast täglich den Angriffen russischer Drohnen, Bomben und Raketen ausgesetzt. Und in Malynikwa selbst wie auch einem Dutzend kleinerer Orte ringsum gibt es kein funktionsfähiges Löschfahrzeug mehr.
Die Überführung wollen Carlo Tiddia, der schon einmal einen Krankenwagen ins ukrainische Kriegsgebiet gebracht hat, und Vira Bovda übernehmen. Bovda kam als Flüchtling aus der Ukraine, fand im Unternehmen von Thomas Haffner Arbeit, der zu dem Kreis des Vereins „Neuss hilft“ gehört, und engagiert sich in einem Netzwerk deutsch-ukrainischer Hilfe. „Es ist wichtig für uns zu wissen, dass wir nicht alleine sind“, sagte sie am Dienstag, als das Fahrzeug an der Feuerwache Hammfelddamm vorgestellt wurde. Noch vor Weihnachten soll es in der Ukraine sein.
Erworben hat den Feuerwehr-Oldie der Verein „Neuss hilft“ mit finanzieller Unterstützung des Rotary Club Neuss. Schon neun Rettungswagen und Krankentransporter konnte die Initiative in den Verwaltungsbezirk (Oblast) von Charkiw schicken, berichtet der Vereinsvorsitzende Max Lennertz, „die dort nachweislich Menschenleben retten konnten“. Ein RTW sei aber schon von russischen Kräften gezielt beschossen und zerstört, die Besatzung getötet worden, sagt er. Es gehöre zu der „perfiden russischen Strategie“, sagt Lennertz, nach einem Angriff zu warten, bis die Rettungsmittel unterwegs sind, um dann zu versuchen, diese in einer zweiten Attacke auszuschalten.
Erworben wurde das Auto von einem Aufkäufer ausrangierter Einsatzfahrzeuge, der diese technisch überholt und weiterveräußert. Allerdings sind solche Fahrzeuge zunächst leer. Für die Beladung mit dem nötigen Gerät und die Ausrüstung sorgten dann die Feuerwehren von Neuss und Rommerskirchen, sodass das Fahrzeug voll einsatzfähig auf seine weite Reise geht. Für das Sahnehäubchen sorgten schließlich die Neusser Johanniter, die im Laderaum noch zwei Notfallrucksäcke für den Sanitätsdienst verstauten.
„Die Feuerwehren sind ein Beispiel, wie man schnell helfen kann“, sagte Bürgermeister Reiner Breuer. Er hat erst vergangenen Mittwoch einen Stromgenerator auf die Reise geschickt, den Neuss der Partnerstadt Pawlograd schenkt. Der wird im Wasserwerk benötigt, das zur kritischen Infrastruktur gehört, denn auch die ist ständigen Angriffen ausgesetzt.