Initiative gegen Smartphone-Eltern Augen aufs Kind: Zehn Essener Kitas verbieten Handys
Düsseldorf · Gerade beim Bringen und Abholen sollen die Eltern ganz bei ihren Kleinen sein. Die Bildungsgewerkschaft GEW begrüßt den Vorstoß des Trägers.
Ein Essener Träger hat für seine zehn Kindertagesstätten ein Handyverbot erlassen. Es gilt seit Dienstag für alle Eltern und Erzieher in den Einrichtungen. An den Türen der Kitas hängen nun Schilder mit dem Bild eines Kindes und dem Appell: „Hier gehört die Aufmerksamkeit mir!“
Immer wieder sei in der Vergangenheit Thema gewesen, dass manche Eltern beim Bringen oder Abholen mehr aufs Handydisplay als auf ihr Kind achteten, sagt Tanja Sager vom Träger CSE, einem Zusammenschluss von Caritas und dem Sozialdienst Katholischer Frauen. „Das ist eine sehr bedeutsame Zeit“, erklärt sie – denn für die Kinder stehe da entweder die Trennung von den Eltern an oder sie hätten einen anstrengenden Kita-Tag hinter sich. Den Anstoß für die Debatte habe dann eine Demo von Grundschülern in Hamburg im vergangenen Jahr gegeben: Die Kinder waren gegen den überbordenden Smartphone-Konsum ihrer Eltern auf die Straße gegangen. Deshalb habe man sich entschieden, die Verbotsschilder aufzuhängen. „Wir wollen einfach Bewusstsein schaffen“, erklärt Sager. In den Kitas lägen Kellen und Westen für die Kinder bereit, mit denen sie das Verbot selbst durchsetzen dürften. Damit stärke man ihnen den Rücken: „Hier gehört die Aufmerksamkeit mir und das darf ich auch einfördern“, verdeutlicht Sager die Botschaft. Die erste Resonanz aus der Elternschaft sei „überwiegend positiv“. Man werde nun beobachten, wie das Verbot angenommen werde.
Ähnlich drastische Initiativen in NRW kennt Maike Finnern, Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, nicht. Berichte über Eltern, die ständig aufs Handy schauen, gebe es aus vielen Einrichtungen immer wieder. „Die Problematisierung dieses Verhaltens von Eltern finde ich richtig“, sagt sie. Allerdings: „Ob ein Verbot durchzuhalten ist, stelle ich mal infrage.“ Die Kitas hätten gegen die Eltern dazu nichts in der Hand. Das Essener Modell könne dennoch „eine sinnvolle Diskussion“ anstoßen.