Fußball Aus Wittlaer in die Champions League

Malick Thiaw ist von Schalke 04 zum AC Mailand gewechselt. Begonnen hat er seine Karriere in der Jugend des TV Kalkum-Wittlaer.

Malick Thiaw winkt bei seiner Ankunft vor der Mailänder Klinik La Madonnina, wo er sich einem Medizincheck unterziehen muss, bevor er seinen Vertrag beim AC Milan unterschreibt.

Foto: AP/Alessandro Bremec

Als Malick Thiaw am vergangenen Sonntag in Italien aus dem Flugzeug steigt, taucht er ein in ein neues Abenteuer. In einen neuen Lebensabschnitt. Womöglich sogar in eine ganz neue Welt. Einige Stunden nach seiner Ankunft vermeldet der italienische Topklub AC Mailand die Verpflichtung des 21-Jährigen, der zuletzt beim FC Schalke 04 unter Vertrag stand. Amtierender Meister statt Aufsteiger, Champions League statt Bundesliga-Abstiegskampf – die Etikette könnten unterschiedlicher kaum sein, und sie könnten bei seinem neuen Arbeitgeber kaum beeindruckendere Strahlkraft aufweisen.

Die Reise nach Mailand beginnt allerdings nicht erst mit dem Abflug am Sonntag. Sie beginnt schon 2006, als Thiaws Eltern ihren Sprössling in der Jugendabteilung des heutigen Bezirksligisten TV Kalkum-Wittlaer anmelden. Drei Jahre spielt der Sohn einer finnischen Mutter und eines senegalesischen Vaters erst in der Bambini-, dann in der F-Junioren-Mannschaft des Klubs. Dass er kein Kind wie jedes andere ist, wird schnell offensichtlich. „Er war weit entwickelt, er war schnell und konnte Pässe spielen, wo alle anderen noch über oder unter den Ball getreten haben“, erinnert sich Lukas May, sein damaliger Trainer. „Malick hat sich hinten die Bälle geholt, ist durch alle durchgedribbelt und hat dann ein Tor geschossen. Und zwar eins nach dem anderen.“ Zudem auf gehobenem technischem Niveau, ergänzt May. „Es ist schon verrückt, wenn du so einen kleinen Jungen hast, der jeden nass macht und nicht einfach irgendwie knipst, sondern sehr präzise. Man muss sich ja mal überlegen: Damals war der Ball so groß wie der gesamte Unterschenkel. So klein waren die Jungs.“

Mit der Zeit wird Thiaw nicht nur größer – heute besitzt er ein Gardemaß von 1,94 Metern –, sondern auch immer besser. Und irgendwann deutlich zu gut für den Dorfverein aus Wittlaer. „Seine Mutter hat mir am Ende unserer dritten Saison gesagt, dass Malick uns verlassen und zur Fortuna gehen wird“, berichtet May. „Seine Familie war schon sehr darauf aus, sein Talent zu fördern.“ Ein Jahr spielt der gebürtige Düsseldorfer am Flinger Broich, anschließend ein Jahr bei Bayer Leverkusen. Es folgt der Wechsel zu Borussia Mönchengladbach und schließlich nach Schalke. Sieben Jahre bleibt er dort, wo ihm der Sprung in den Profifußball gelingt. Letzteres auch, weil er bei den Königsblauen seinem wichtigsten Förderer begegnet: Norbert Elgert. Erst der U19-Trainer versetzt Thiaw, der anfangs im Angriff und später im Mittelfeld gespielt hat, in die Innenverteidigung. „Das hat mir weitergeholfen“, hat der Jungspund einmal im Interview mit „Schalke TV“ erzählt. „Ich mochte es, in der Offensive zu spielen. Ich habe aber gesehen, dass ich die neue Position auch ganz gut spielen kann. Jetzt bin ich dankbar für die Entscheidung.“ Als Innenverteidiger seien seine Karten später besser, soll Elgert dem heute 21-Jährigen gesagt haben.

Joshua Klaff und Caleb Kwarteng lernen Thiaw kennen, als er den TV Kalkum-Wittlaer längst verlassen hat. Doch sie lernen ihn gut kennen, wohnen im Düsseldorfer Norden nicht weit entfernt voneinander und verbringen viel Zeit gemeinsam. Sie wissen, wie der neue Abwehrspieler des AC Mailand privat tickt. „Malick ist sehr locker, sehr freundlich. Echt ein guter Kerl“, sagt Klaff. „Und er hat sich kaum verändert, ist sehr bodenständig geblieben.“ Kwarteng ergänzt: „Malick war immer so ruhig wie sein Spielstil auf Schalke. Er hat aber auch eine sehr, sehr lustige Seite und mit meinen kleinen Brüdern früher viele Späße gemacht.“

Sein alter Jugendtrainer May bestätigt das, auch wenn er ihn nur drei Jahre lang erlebt hat. „Malick war super lieb und schüchtern, super gut erzogen“, betont er. „Ein ganz, ganz feiner Junge.“ Auch wegen seiner Eltern, die ihn auf positive Art stark geprägt hätten, sagt Klaff. „Sie haben eine sehr große Rolle gespielt in seiner Karriere. Ohne seine Eltern würde Malick nicht da stehen, wo er jetzt steht.“ In Mailand, dieser ganz neuen Welt.