A 1-Unfälle reiben Feuerwehrleute auf
Schon jetzt gibt es mehr Einsätze auf der Autobahn als im vergangenen Jahr. Und viele Tote. Die ehrenamtlichen Helfer sind an ihrem Limit angekommen.
Burscheid. Die Burscheider Feuerwehrleute sind an ihrer Belastungsgrenze angelangt — womöglich sind sie in Einzelfällen sogar darüber. „Ich habe aber den Eindruck, dass unsere Kräfte das bislang ganz gut verarbeiten, was sie in den vergangenen Monaten auf der Autobahn erlebt haben“, sagt Stadtbrandmeister Achim Lütz. „Aber es ist klar: Wir haben eine erhöhte Belastung.“ Auch Bürgermeister Stefan Caplan spricht von „einem Problem für die Feuerwehr“.
Dies wird in erster Linie durch Zahlen deutlich: Gab es im gesamten vergangenen Jahr 42 Unfalleinsätze für die ehrenamtlichen Helfer der Burscheider Feuerwehr, sind es Mitte Oktober bereits 46 gewesen. Und erst jetzt beginnt die dunkle Jahreszeit mit tückischen Straßenverhältnissen wie Nässe, schlechter Sicht und Glätte. Doch nicht nur die Häufung der Unfallzahlen sieht Lütz als einen Grund für die starke Belastung seiner Mannschaft an. „Wir hatten in diesem Jahr schon sechs Tote. Und das ist nur die Zahl der Opfer, die noch an der Unfallstelle verstorben sind.“ Das Schicksal etlicher Schwerverletzter werde auch die Feuerwehrleuten nicht mehr mitgeteilt.
Hinzu kommt noch ein Faktor: die Schwere der Zusammenstöße auf der Autobahn. Kaum hat es in den vergangenen Jahren solch eine Häufung kapitalster Unfälle auf dem Teilstück zwischen Burscheid und dem Kreuz Leverkusen gegeben, bei denen die Folgen so gravierend waren. Im Mai beispielsweise war ein 40-Tonner über ein Wohnmobil hinweggerast und hat es mitsamt Fahrer unter sich zerdrückt. Der vermutlich sofort getötete Fahrer konnte erst nach Stunden unter Hilfe von schwerstem Gerät geborgen worden. Und vor wenigen Tagen war eine Frau mit ihrem Mini unter das Heck ebenfalls eines Sattelschleppers gerast. Das ist auch aufreibend für Feuerwehrleute, die schon viel gesehen haben, insbesondere, wenn zu vermuten ist, dass der Piepser der Wehrleute schon bald wieder zum Einsatz alarmiert.
„Einen einzigen Einsatz mit diesen Ausmaßen und Bildern über Wochen oder Monate kann man verarbeiten“, sagt Achim Lütz. „Aber unsere Leute kommen ja gar nicht mehr zur Ruhe.“ Und so kommt in der Vergangenheit viel häufiger als sonst das so genannte PSU-Team der Feuerwehr zum Einsatz. Dabei handelt es sich selbst um Feuerwehrleute, die ihren Kollegen Hilfe bei der Bewältigung durch Gespräche anbieten. Sie kommen dabei von anderen Standorten und waren selbst nicht in das Geschehen eingebunden. Erst gestern Abend hatten die Freiwilligen aus Hilgen und Paffenlöh ein solches Gespräch in einer entsprechenden Gruppe.
Für Achim Lütz ist das nicht genug: Er will nun Verantwortliche von der Bezirksregierung und Straßen NRW einladen, damit seine Kräfte ihnen Fragen stellen können, wie es weitergeht.
Bürgermeister Stefan Caplan: „Es gibt natürlich eine Reihe von Maßnahmen, die entweder schon greifen oder noch in der Planung sind. Wir setzten und hoffen darauf, dass sich dadurch die Situation auf dem Teilstück der Autobahn wieder auf ein normales Maß reduziert.“ Und falls das nicht der Fall sein wird? „Dann muss der Bund und das Land in besonderer Weise unterstützen.“ Grundsätzlich müsse es aber darum gehen, zu verhindern, dass weiter so viele Menschen Opfer der Situation werden.