Abriss: Die Tage des alten Bahnhofs scheinen inzwischen gezählt
Vier Ratsfraktionen plädieren für einen Neubau. Am 6. September sollen dafür die Weichen gestellt werden.
Burscheid. Dreieinhalb Monate ist es her, seit im Haus der Kunst ein denkwürdiges Gutachten über die Zukunft des alten Bahnhofs an der Montanusstraße vorgestellt wurde. Denkwürdig, weil es bisher ungeahnte Handlungsmöglichkeiten offenbarte. Zwischen den damals präsentierten Alternativen (Sanierung oder Abriss und Neubau) scheint die Entscheidung inzwischen praktisch gefallen: Vier von fünf Ratsfraktionen haben sich grundsätzlich für einen Neubau an dieser Stelle ausgesprochen.
Allein die Grünen tun sich mit dem Abriss schwer, da es sich bei dem Bahnhof aus ihrer Sicht "um eines geschichtsträchtigsten Gebäude in Burscheid handelt". Kommende Woche Donnerstag tagen Stadtentwicklungsausschuss und der Ausschuss für Soziales und Schulen gemeinsam im Haus der Kunst (Beginn: 17 Uhr), um die entsprechenden Weichen zu stellen.
Gibt die Politik grünes Licht, will die Verwaltung die Neubauvariante weiterverfolgen. Zentraler Punkt ist dabei der Förderantrag, der bis zum 30. Juni 2008 gestellt werden muss. Denn nur mit den im Gutachten avisierten Fördermitteln des Landes in Höhe von einer Million Euro für einen Neubau ließe sich die Umsiedlung des Jugendzentrums von Sträßchen in die Innenstadt überhaupt realisieren.
Zugleich sollen Architekten im Rahmen eines Workshops oder Wettbewerbs unterschiedliche Ideen zum Neubau eines Jugendzentrums einbringen. Die Verwaltung will auf diesem Wege mindestens drei Entwürfe zur Entscheidung vorlegen können. Die eingereichten Ideen sollen sich dabei an klaren Vorgaben zum bebaubaren Grundstück und Raumprogramm, den Gesamtkosten und etwaigen späteren Erweiterungsmöglichkeiten orientieren.
Mit diesen Erweiterungsmöglichkeiten soll offenbar den in den vergangenen Monaten gewachsenen Begehrlichkeiten begegnet werden. So war stellenweise schon von einem größeren Veranstaltungsraum die Rede, der Zentrum künftiger Kulturveranstaltung sein könnte. Auch über einen Bürotrakt als Ersatz für das Pastor-Löh-Haus ist schon spekuliert worden.
Dem hält man im Rathaus den derzeit engen finanziellen Rahmen entgegen. Schon jetzt werden die Kosten für ein neues Jugendzentrum grob mit 1,7 Millionen Euro veranschlagt, davon 1,25 Millionen an reinen Baukosten. Dem steht eine Million an möglichen Fördergeldern gegenüber; dazu kämen noch die Einnahmen durch den Verkauf des Megaphons. Zusätzliche Wünsche seien, so die Verwaltung in ihrer Vorlage für die Sitzung am 6. September, "in jedem Fall zu 100 Prozent kommunal zu finanzieren".
Der weitere Planungsprozess soll durch eine Ideenwerkstatt von Jugendlichen begleitet werden. Erste Vorschläge seitens des Jugendparlamentes gibt es bereits.
Parallel zu den Überlegungen über die Zukunft des alten Bahnhofs muss ein städtebauliches Konzept für das gesamte alte Bahnareal entlang der Montanusstraße entwickelt werden. Denn nur eingebettet in eine solche Gesamtplanung hat der Förderantrag für einen Neubau Chancen auf Genehmigung.