Bagger frisst sich durch Bahnhof

In zwei Wochen sind die oberirdischen Gebäude komplett verschwunden.

Burscheid. Für die Zuschauer am Bauzaun ist es ein Stück Burscheider Stadtgeschichte, das gerade in der großen Baggerzange verschwindet. Für Polier Klaus-Peter Schriever ist der Abriss des alten Bahnhofs Arbeitsalltag. "Ich war schon dabei, als große Industrieanlagen im Ruhrgebiet dem Erdboden gleich gemacht wurden. Wie viele Gebäude das im Lauf der Zeit waren, kann ich gar nicht genau sagen", erklärt der 63-Jährige.

Derweil arbeitet sich der schwere Bagger durch das Bahnhofsgebäude. Mit dem Sortier- und Abbruchgreifer zieht er immer wieder große Holzstücke aus dem ehemaligen Wohnhaus. "Früher haben wir so ein Gebäude einfach zusammengekloppt. Heute müssen wir alles sortieren und entsorgen", sagt Schievers beim Blick auf die vielen Container, die rund um den Bahnhof aufgestellt sind. Getrennt wird Holz, Dämmung, Kunststoff sowie Schrott und Mauerwerk.

Nicht ganz unproblematisch ist die Fachwerkbauweise des Bahnhofs. Sie bietet zwar dem Bagger nur wenig Widerstand. Dafür kann ein falsches Zugreifen der Zange dafür sorgen, dass Teile des Hauses in sich zusammenfallen. "Das bedeutet dann deutlich mehr Arbeit beim Abbruch, um das Material wieder zu sortieren. So abzureißen ist heute nicht mehr finanzierbar", sagt der Polier.

Was Schievers und seine fünf Kollegen am Bahnhof machen, wird von den Einheimischen genau beobachtet. "Ein älterer Herr kommt jeden Tag und macht drei Fotos. Er hat hier früher einmal gewohnt."

Auch Souveniers und Erinnerungsstücke sind begehrt: "Manchmal kommen Leute und fragen, ob sie einen Stein oder ein Stück Treppengeländer bekommen können." Besondere Fundstücke gab es bislang nicht. "Wir haben allerdings noch ein paar alte Markstücke beim Entkernen entdeckt", berichtet Schievers.

Etwa zwei Wochen wird es noch dauern, bis die bis zu 14,20 Meter hohen Bahnhofsgebäude an der Oberfläche verschwunden sind. Dann kommen die Kellerräume an die Reihe. "Bislang läuft alles nach Plan. Am Mittwoch sind wir mit dem Entkernen auch bei der ehemaligen Gaststätte fertig", sagt Schievers.