Burscheider Tafel: Heykants übersteht die Aussprache als Vorsitzender

Der bisherige Vorstand wird von den Mitgliedern im Amt bestätigt. Aber die Abstimmung über den Vorsitz gerät zum Denkzettel.

Burscheid. Dass die außerordentliche Mitgliederversammlung der Burscheider Tafel am Dienstagabend nicht völlig aus dem Ruder lief, war vor allem einem Mann zu verdanken: Gerhard Marzinkowski, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Rhein-Berg, erfüllte seine Aufgabe als Versammlungsleiter hervorragend und sorgte immer dann für Versachlichung, wenn die Emotionen mal wieder überschäumten.

Am Ende war der alte Vorstand auch der neue. Nach der teils heftigen und von schweren Vorwürfen geprägten Aussprache in den Räumen der Freikirchlichen evangelischen Gemeinde trat der gesamte vierköpfige Vorstand zurück, um Neuwahlen zu ermöglichen. Die führten dann aber nur beim Amt des 1. Vorsitzenden zu einer Kampfkandidatur.

Gegen Martin Heykants, den wegen seiner Alleingänge umstrittenen Vorsitzenden, trat Jürgen Kiel aus Leichlingen an, Gründungsvorsitzender der Leichlinger Tafel. Heykants setzte sich mit 22:14 Stimmen durch.

Zuvor hatte die im Streit mit Heykants zurückgetretene 2. Vorsitzende Renate Lunow ihre Vorwürfe an den Vorsitzenden erneuert. Aber auch die bereits im August 2009 aus dem Vorstand ausgeschiedene Anneliese Kiele hielt Heykants vor, sowohl den Auftrag für die Container-Anlage, in der heute die Tafel untergebracht ist, als auch für die neue Heizung ohne formalen Vorstandsbeschluss vergeben zu haben. Heykants räumte den Alleingang ein: "Was Sie sagen, ist richtig."

Kann man die Privatspende der Eheleute Steenhoff in Höhe von 5600 Euro einfach von der Rechnung ihrer Firma für die Container abziehen oder nicht? Sind Alternativangebote eingeholt worden? Welche Rolle spielte Heykants’ bei der Firma Steenhoff beschäftigter Neffe? Wurden Privatspenden ordnungsgemäß verbucht? Wie ist der Vorsitzende mit Tankgutscheinen der Bundestafel umgegangen?

In vielen Kritikpunkten wurde das große Misstrauen spürbar, das die zurückliegende Vorstandsarbeit geprägt hatte. Und nicht immer machte Heykants bei den Antworten eine glückliche Figur. Aber er erhielt auch Rückendeckung. "Man kann nicht sagen, der ist schuld oder der ist schuld", sagte seine Vorstandskollegin Dagmar Zimmer. "Aber einer von beiden musste gehen. Seit vier Wochen läuft es rund."

Detaillierte Kritik übte dagegen der ebenfalls ausgeschiedene Beirat Hermann Greger. Er beklagte unter anderem mangelnde Professionalität und Kontaktpflege sowie "fehlende Kostensensibilität" und forderte einen personellen Neuanfang. Doch als Greger dann bei der Wahl für mehrere Vorstandsämter vorgeschlagen wurde, lehnte er eine eigene Kandidatur jedes Mal ab.

Dem Gastgeber und Tafel-Mitstreiter Lothar Schneider blieb es am Ende überlassen, für versöhnliche Töne zu sorgen - indem er an die eigentliche Aufgabe der Burscheider Tafel erinnerte.