Boxfilm eines Geprügelten

Uwe Boll hat das Leben von Max Schmeling mit Henry Maske in der Hauptrolle verfilmt.

Burscheid. Eigentlich war es überfällig, dass Uwe Boll einen Boxfilm dreht. Man kann dem Burscheider Filmregisseur sicherlich viel vorwerfen, aber nicht, dass er keine Nehmerqualitäten besäße.

Seit Jahren dreschen nicht nur Filmkritiker auf ihn ein, sind seine Werke immer wieder mit dabei, wenn es um die unvorteilhafte Ehre geht, zu den schlechtesten Filmen gezählt zu werden. Und umgekehrt teilt Boll auch gerne aus - unvergessen seine Boxkämpfe, bei denen der heute 45-Jährige vor vier Jahren einige seiner Kritiker vermöbelte.

Jetzt also Max Schmeling. So heißt der Film, der am Donnerstag mit 200 Kopien in den deutschen Kinos startet. Und als sei Bolls Trash-Ruf mittlerweile so etwas wie eine Visitenkarte, ist es ihm wieder gelungen, zugkräftige Namen zu verpflichten.

Allen voran den ehemaligen Boxweltmeister Henry Maske, der heute in Overath lebt und in Leverkusen sein Büro hat. Aber auch Heino Ferch sagte für die Rolle des Trainers zu, nachdem Heiner Lauterbach an seinen Gagenvorstellungen gescheitert war.

Dass Maske dabei ist, verdankt Boll einem Zufall. In Köln hatte er in einer anderen Angelegenheit mit einem Produzenten am Tisch gesessen. Die Rede kam auf den Schmeling-Film, der Produzent hatte Maskes Rufnummer "und Maske hat direkt Ja gesagt". Ein großer Sportler, kein großer Schauspieler. Aber das Spröde komme Schmeling besonders nah, glaubt Boll: "Schmeling war auch kein Rhetoriker oder Emotionsbolzen."

Zwei anonyme Geldanleger aus Hamburg seien der Grund für den Film gewesen. "Sie wollten in einen deutschen Film investieren." Der Streifen ist mit 5,2 Millionen Euro preiswert geworden. "Schwerter des Königs" mit Burt Reynolds hatte vor vier Jahren noch 60 Millionen Dollar verschlungen, war in Deutschland mit über 400 Kopien gestartet, dann aber mit 270.000 Zuschauern wahrlich "kein Hit", wie auch Boll einräumt.

Dafür war sein nach eigener Einschätzung schlechtester Film "House of the Dead" der bisher erfolgreichste: Elf Millionen Doller spielte der Horrorstreifen allein an den US-Kinokassen ein, 30 Millionen dann noch einmal im DVD-Handel.

Wo sich da der Schmeling-Film einpendeln wird? Einen Tag nach Schmelings 105. Geburtstag feierte die Verfilmung im Berliner Delphi-Kino Premiere vor 800Gästen. "Und obwohl ich zur Berliner Filmszene keinerlei Verbindung habe, kam der Film bei den Zuschauern sehr gut an", erzählt Boll. Mit allzu üppiger Rückenstärkung der deutschen Feuilletons wird der umstrittene Regisseur aber wohl dennoch nicht rechnen können.

Zumal sein nächstes Projekt schon seine Schatten vorauswirft. "Auschwitz", eine Mischung aus Schülerbefragungen und Spielszenen, soll das KZ zeigen, "wie es wirklich war". Ein erster Filmhappen im Internet bewegt schon die Gemüter. Dass Horrorspezialist Boll auf drastische Darstellung setzt, ist schon sicher - wie hoch der Erkenntnisgewinn dabei sein wird, allerdings noch lange nicht.