Breitband: Noch kein Geld für schnellere Leitungen

Lösungsvorschläge für eine bessere Internetversorgung liegen vor. Aber ihre Umsetzung wird noch dauern.

Burscheid. Kreisweit ist nur in Odenthal und Kürten die Breitbandversorgung noch schlechter als in Burscheid. 21 Prozent der Burscheider Haushalte sind mit Internetleitungen ausgestattet, deren Übertragungsgeschwindigkeit unter zwei Megabit (MBit) pro Sekunde liegt. Dort liegt auch die Grenze für öffentliche Fördergelder. Aber noch weitaus mehr Haushalte quälen sich mit nur geringfügig schnelleren Leitungen.

Der vom Kreis in Auftrag gegebene Masterplan zur Verbesserung der Breitbandversorgung liegt inzwischen vor und wurde von Horst Westbrock (Technology Consulting) im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt. Der Plan sieht insgesamt 21 Projekte vor, zwei davon in Burscheid: zum einen den Bereich Benninghausen, Ösinghausen, Hilgen, zum anderen das Industriegebiet Massiefen und Nagelsbaum. 700- bis 800 000 Euro würde die Versorgung mit Glasfaser kosten, für 65 Prozent der unterversorgten Haushalte würde sich auf diesem Weg die Situation verbessern.

Damit liegt zunächst nur eine Ausgangsbasis vor. Für alles Weitere fehlt das Geld. Ob die Kommunen sich nun kreisweit gemeinsam um Fördergelder bemühen oder Burscheid einen eigenen Weg einschlägt, ist noch offen. Fördertöpfe stehen beim Landwirtschafts- wie beim Wirtschaftsministerium zur Verfügung. Aber schon die Begleitung der Förderanträge durch Fachleute wie Westbrock kostet Geld.

Die Stadt will sich daher auch bemühen, die kalkulierten Kosten möglichst zu senken — beispielsweise durch Prüfung bei jeder Tiefbaumaßnahme, ob sie nicht mit Kabel- oder zumindest Leerrohrverlegung verbunden werden kann. Zudem überlegen die Stadtwerke derzeit, ob die Verlegung der Leerrohre oder direkt auch der Glasfaserkabel nicht ein neues Geschäftsmodell wäre. Eine schon in Auftrag gegebene Wirtschaftlichkeitsberechnung liegt noch nicht vor. Bundesweit über hundert Stadtwerke sind bereits in das Geschäftsfeld eingestiegen.

„Allerdings lässt sich das wirtschaftlich noch sehr schwer darstellen“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Siegfried Thielsch. „Wenn der Bedarf im Markt für 50- bis 100-Megabit-Leitungen nicht da ist und die Kunden entsprechend mehr zahlen wollen, helfen auch keine Marketingaktionen.“

Denkbarer Kooperationspartner wäre die Thüga Meteringservice GmbH, eine frühere Eon-Tochter, die sich jetzt im Besitz kommunaler Stadtwerke befindet und gerade für kleinere und mittlere Kommunen als DSL-Dienstleister auftritt.

Der Breitbandbereich ist aber nur ein Teil der derzeitigen Überlegungen bei den Stadtwerken. 2014 läuft auch der Stromkonzessionsvertrag mit der Belkaw aus. Denkbar wäre, dass die Stadtwerke, bisher nur stiller Gesellschafter der Belkaw, sich künftig direkt um die Stromkonzession bewerben. In der nächsten Aufsichtsratssitzung im März soll es allein um solche Fragen künftiger Geschäftsfelder gehen.