Burscheid: Bücher auf pochenden Herzen

Beim städtischen Lesewettbewerb traten zwölf Schüler vor eine Jury.

Burscheid. Zwölf Kinder umklammern ihr Lieblingsbuch. Einige haben ein Exemplar im Taschenbuchformat, an dem sie nervös herumzupfen, andere umschlingen mit beiden Armen einen dicken Schinken im Festeinband. Die Texte an den pochenden Herzen handeln beispielsweise von den geheimnisvollen Abenteuern der „drei ???“, von den spannenden Spielen der wilden Fußballkerle oder dem chronisch von seinen Eltern genervten Schüler Greg. Nur: Am Mittwoch stand nicht nur der Spaß am Lesen im Vordergrund, denn es geht um das Bestehen beim städtischen Lesewettbewerb in der Stadtbücherei.

Eine Jury sitzt den Kindern gegenüber, die Ohren gespitzt wie die Bleistifte, mit denen unter anderem Strichlisten darüber geführt werden, wie oft ein Schüler bei seinem zweiminütigen Vortrag stockt. Doch zu befürchten hat eigentlich keiner der elf Viertklässler etwas. Lesen, das ist ihre Stärke, schließlich wurden sie als beste Vertreter ihrer Schulen ausgewählt. Carla Siebert von der Stadtbücherei erinnert: „Das ist ein großes Privileg.“ Und trotzdem: die Jury, die Eltern, das wippende Knie — zu Hause ist das Vorlesen doch irgendwie entspannter.

Luca Güldenmeister von der Grundschule Dierath macht den Anfang. Er nimmt auf einem Stuhl inmitten der neugierigen Blicke Platz, klappt sein Buch „Die drei ??? — Der tote Mönch“ auf und beginnt zu lesen: lebhaft und mit bewusst gesetzten Pausen.

Die Kinder beherrschen ihr Handwerk und den meisten merkt man an, dass sie die Texte in- und auswendig kennen. Eva Tillmann zum Beispiel hat „Das große Giggler-Geheimis“ so oft gelesen, dass sie mit Leichtigkeit während des Lesens immer wieder ins Publikum gucken kann. Auch Janna Winterhoff von der Ernst-Moritz-Arndt-Schule ist offensichtlich gut vorbereitet. Zur Überraschung des Publikums, setzt sie vor dem Lesen sogar noch zu einer kleinen Einführung über die Autorin Susanne Kilian an und erklärt, warum sie sich eine Geschichte ausgesucht hat, um den es um das Verhältnis von jüngeren und älteren Menschen geht. „Der Text gefällt mir gut, weil er zum Nachdenken anregt. Und wir werden ja alle mal älter“, sagt sie und schlägt das Buch auf, als hätte sie gerade ihre erste professionelle Lesung eröffnet.

In einem zweiten Durchgang verlassen die Kinder das vertraute Terrain der Lieblingsliteratur und müssen einen ihnen unbekannten Text vorlesen: „Der doppelte Oliver“. Gemeinerweise enthält dieser einige komplizierte Namen. Die Kinder zögern und stecken die Nase tief ins Buch. Doch die meisten lassen sich auch von diesen Fallstricken nicht aus dem Lesefluss bringen.

Zur Belohnung werden am Ende alle zwölf Schüler zu Gewinnern erklärt. Der Preis: Noch mehr Lesestoff für den Sommer.