Jubiläum: Fußballfieber direkt aus dem Mutterland importiert

Der Ballspielverein Burscheid feiert sein 100-jähriges Bestehen mit einem Festakt — und viel Fußballsport.

Burscheid. Fußball als Direktimport aus dem Mutterland: Englische Schüler der Bürgerschule in Burscheid sollen die Ersten gewesen sein, die auf einer Wiese auf dem Schulberg der Sportart ihrer Heimat frönten. Da wollte die heimische Jugend nicht nachstehen und drängte auf einen eigenen Fußballclub. Der wurde am 25. November 1911 als FC Alemania Burscheid im Restaurant „Jägerhof“ in der Hauptstraße gegründet, damals noch als Spielabteilung der Burscheider Turngemeinde.

Vier Monate später konnte der FC Alemania zum ersten Spiel gegen Opladen antreten „und damit auch in unserem Städtchen diesen lang verschmähten Sport zu Ehren bringen“, wie der BV damals schrieb. Die Festschrift zum hundertjährigen Vereinsbestehen berichtet allerdings von einer 0:6-Auftaktniederlage.

Ein Dämpfer, der offenbar keine bleibenden Schäden hinterließ. Nach dem Ersten Weltkrieg verzichtete der Verein auf das Alemania im Namen und feierte im Mai 1927 als Ballspielverein Burscheid die Einweihung des städtischen Sportplatzes auf dem Griesberg — bis heute die sportliche Heimat des Vereins.

Für das Jubiläumsspiel zum 50-jährigen Bestehen im Jahr 1961 verhandelte der Vorstands bis in die Nacht noch mit dem Oberliga-Club Viktoria Köln über eine kurzfristige Verpflichtung. Viktoria kam — und mit dem Club auch sein Vorsitzender und Trainer, die spätere Fußballlegende Hennes Weisweiler.

Ganz so prominent wird es in der nächsten Woche nicht zugehen, aber der Verein freut sich immerhin auf die Traditionsmannschaft von Bayer Leverkusen, die am Mittwochabend auf dem Griesberg gegen eine Auswahl des BVB antritt. „Das ist ein Highlight der Festtage und wir wünschen uns natürlich viele Zuschauer“, sagt der Erste Vorsitzende Bernd Hammans. Am liebsten so viele wie im Entscheidungsspiel um die Meisterschaft in der Kreisligasaison 1974/75: Damals trat der BVB bei der Spielvereinigung Remscheid vor der Rekordkulisse von 3000 Zuschauern an.

Der Aufstieg blieb dem Verein damals verwehrt. Inzwischen aber spielt die 1. Mannschaft in der Bezirksliga und könnte je nach Verlauf des letzten Spieltages am Sonntag mit der Vizemeisterschaft den größten sportlichen Erfolg der Vereinsgeschichte feiern. Und auch bei der 2. und 3. Mannschaft sieht es hervorragend aus.

„Im Moment sind wir alle stolz auf das, was wir geschafft haben“, sagt Hammans daher voll Überzeugung. Der passend zum Jubiläum neu errichtete Kunstrasenplatz tut sein Übriges. Der Rücklauf auf die Patenschaften zur Finanzierung des Eigenanteils sei „zufriedenstellend“; der Schuldendienst ist zumindest für fünf Jahre bereits abgesichert. Neuen Schwung erhofft sich der BVB von den Jubiläumsfeierlichkeiten.

Die alte Frage einer Fusion mit den Hilgener Fußballern ist für den Vorsitzenden daher vorerst nicht aktuell. Erst einmal soll die bevorstehende Neustrukturierung der Fußballkreise abgewartet werden, die wohl in zwei Jahren kommen wird. Und dann ist da noch die Vereinstradition. 100 Jahre Fußball in Burscheid — eine solche Langzeitwirkung hätten sich die englischen Schüler der Bürgerschule wohl kaum zu träumen gewagt.