Burscheid Alte Schriften aus dem 16. Jahrhundert - Bürger ließen Bücher schätzen

Burscheid · Alte Atlanten, Bibeln und anderen historische Werke fanden am Samstag ihren Weg in die Stadtbücherei. Dort schätzte Bibliothekar Marcus Vaillant den Wert der alten Schriften.

Der Wert dieses Buches zur deutschen Geschichte mit farbigen Karten wurde am Samstag auch in der Stadtbücherei ermittelt.

Foto: Siewert, Doro H503799

Lassen Sie Ihre Schätze schätzen“ - das war auch an diesem Samstag das Angebot der Stadtbücherei. Was im vergangenen Jahr die Besitzer literarischer Kostbarkeiten aus Burscheid und der weiteren Umgebung zur Veranstaltung des Fördervereins lockte, war auch diesmal ein begehrter Anlaufpunkt.

Der erste Herr, den der Wert seiner voluminösen Bibelausgabe interessierte, konnte zwar vom Erbstück seiner Ur-Großeltern kein Erscheinungsdatum vorweisen; aber durch die kunstvollen Innen-Bilder von Holzschnittdrucken datierte der Bücher-Experte Markus Vaillant dieses Stück auf das Ende des 16. Jahrhunderts.

Bibel wurde aus dem Feuer gerettet

Dass diese Bibel ein mehr als bewegtes Leben hinter sich hat, war an den Spuren des Buchdeckels deutlich zu erkennen.

Hans Spitzer wusste zu erzählen: „Bei einem Bombenangriff in Wuppertal lag die Bibel im Feuer. Obwohl bereits recht ramponiert, nahm ein aufmerksamer Bewohner sie an sich und hielt sie weiterhin in Ehren.“

Nach und nach lagen weitere langgehegte Bücher vor den kritischen Augen des Bibliothekars. So zeigte Elisa Colaco das Geschenk ihrer Englischlehrerin – ein Gedichtband von 1904 mit Blattgoldverzierung. „Diese liebe Erinnerung werde ich behalten – mich interessiert nur, welchen Schatz ich besitze.“

Auch Anni Pöhlke holte ein „schweres“ Buch hervor. Zur Bibel von 1844 gehörte ein Mini-Gebetbüchlein mit Rosenkranz – alles ein freundliches Trostgeschenk in einer Trauerzeit.

Der ideelle Wert zählt für die Besitzer viel

Ungewöhnlich fanden alle Besucher auch die 1840 erschienene komplette, bebilderte Ausgabe von Goethes „Faust“, die im Lesecafé vorgezeit wurde.

Ein zahlenmäßig großes Erbe besitzt Dagmar Witte. Ihre Tante hinterließ ein respektables Werk deutscher Geschichte und etwa dreißig ungenutzte Bände über alle Nobelpreisträger.

Angemeldete und spontane Besucher nutzten die gesetzte Sprechzeit bis über 16 Uhr hinaus.

Durchgeführt wird die Bücherschätzung von Diplom-Bibliothekar Marcus Vaillant, der an der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf tätig ist.

Erfahrungen bringt er reichlich mit, denn in Düsseldorf werden bereits seit vier Jahren zweimonatlich Büchersprechstunden für Jedermann angeboten und antiquarische Bücher begutachtet. Besonders wertvolle Schätze entdeckte er am Samstag eher nicht.

Die meisten Bücherbesitzer waren eher an der Geschichte ihrer Erbstücke interessiert. Den Wert der Faust-Ausgabe etwa setzte er zwischen 50 und 100 Euro an.

Markus Vaillant hat als Fördervereinsmitglied seine Hilfe auch bereits fürs nächste Jahr zugesagt. Am 17. April lädt die Stadtbücherei zur nächsten Veranstaltung. Dann sind Kinder im Kindergartenalter zum österlichen Bilderbuchkino eingeladen.