Burscheid-Stiftung: Ausschüttung niedrig wie nie

Nur 100 000 Euro fließen an 46 Projekte. Schon wird über eine Änderung der Vergabekriterien nachgedacht.

Burscheid. Die Luft wird dünner für die Burscheider Vereine und Institutionen. Die jährliche Ausschüttung der Burscheid-Stiftung hat den niedrigsten Stand seit Bestehen erreicht. Schecks im Gesamtwert von 100 000 Euro gingen am Donnerstagabend an Vertreter von 46 Vereinen und Institutionen. In den besten Zeiten der Ausschüttungen seit 1997 hatte der Wert bei umgerechnet über 160 000 Euro gelegen.

Dass die Übergabe in der evangelischen Kirche am Markt begann, hatte zwar damit zu tun, dass Stiftungsgeld auch in die Sanierung der Schuke-Orgel geflossen ist, deren Leistungsfähigkeit Kirchenmusikerin Silke Hamburger mit Charles-Marie Widors Toccata aus seiner 5. Orgelsinfonie eindrucksvoll unter Beweis stellte. Aber vielleicht war der seelsorgliche Ort auch geschickt gewählt worden, um schlechte Nachrichten besser verkraften zu können.

Denn wenn das Zinsniveau weiter so niedrig bleibt wie aktuell, ist es unumgänglich, „dass in den nächsten Jahren auch die Erträgnisse deutlich sinken werden“, stellte Bürgermeister Stefan Caplan in Aussicht. Das Ende der Fahnenstange ist also voraussichtlich noch nicht erreicht. Schon hat im Kuratorium die Diskussion über eine veränderte Förderpraxis begonnen. Mit neuen Richtlinien sei aber nicht vor 2015 zu rechnen, versicherte Caplan. Man werde etwaige Veränderungen auch frühzeitig kommunizieren.

Trotz der niedrigen Zinsen werde man aber mit den 3,9 Millionen Euro Stiftungskapital an den Kapitalmärkten nicht mehr riskieren, sagte Christian Bonnen, Stiftungsvorstand und zugleich Vorstandsmitglied der Kreissparkasse (KSK) Köln. Dass es weiterhin 3,9 Millionen sind und nicht mehr, zeigt im Übrigen, dass die Stadt eine juristische Auseinandersetzung mit der Kreissparkasse im Hintergrund verloren hat.

2008 hatte der Rat einer Klage gegen die KSK zugestimmt. Im Rathaus war man damals überzeugt, dass das Kapital der Burscheid-Stiftung von der Kreissparkasse längst hätte aufgestockt werden müssen. Im Streit um die Interpretation entsprechender Formulierungen im Zuge der Fusion mit der Stadtsparkasse Burscheid im Jahr 1996 konnten sich die Kölner aber durchgesetzen.

Bonnens Zeit bei der Stiftung begann später. Sein vieldeutiger Satz zum Verhältnis zwischen Sparkasse und Burscheid: „Die Chemie stimmt grundsätzlich.“