Burscheider schippert über die Ozeane der Welt
Christian Lehwald arbeitet als Seemann auf Containerschiffen.
Burscheid. Wenn er auf der Brücke der „Monte Rosa“ steht und der rote Bug sich ruhig durch die Wellen des Ozeans schiebt, spürt er das Gefühl von Freiheit. „Ich bin ein Wasserkind“, sagt Christian Lehwald, der als Seemann auf Containerschiffen arbeitet.
Seine Kindheit und Jugend verbringt der 23-Jährige in Burscheid, seine Eltern leben bis heute vor Ort. Obwohl er sich als Kind des Bergischen Landes fühlt, zieht es ihn mit einer unwiderstehlichen Kraft hinaus auf das Meer und in die weite Welt.
Seine Verbundenheit zum Wasser beginnt bereits in der frühesten Kindheit. Geboren wird Lehwald in Kiel an der Waterkant. Sein Vater arbeitet für eine Reederei. Als er nur wenige Monate alt ist, zieht die Familie nach Burscheid. „Das Meer war immer ein Anziehungspunkt für mich“, erinnert er sich. Ihre Ferien verbringen die Lehwalds natürlich an der Küste.
Nach dem Abschluss am Berufskolleg Opladen absolviert Lehwald ein Praktikum auf einem kleinen Containerschiff im Mittelmeer. Danach fällt die Entscheidung: Er will unbedingt zur See fahren. Lehwald recherchiert im Internet und entdeckt eine Anzeige der Reederei Hamburg Süd. Er bewirbt sich um eine Ausbildung zum Schiffsmechaniker und wird direkt angenommen. Lehwald: „Meine Familie und meine Freunde waren sehr erstaunt, dass ich diesen Schritt gegangen bin.“
Gleich in der ersten Woche seiner Ausbildungszeit fliegt er nach Hongkong. Im Hafen findet er sich vor einem Containerschiff mit einer unüberschaubaren Länge von 280 Metern wieder. „Ich war plötzlich in einer total anderen Welt. Es war gigantisch und überwältigend“, sagt Lehwald. Er bezieht eine Kammer an Bord und am nächsten Tag geht es auf große Fahrt in Richtung Japan.
Während die Antriebsmaschine mit einer Leistung von 62 000 PS für eine stetige Vibration sorgt, lernt Lehwald in der Schiffswerkstatt, wie Metall verarbeitet wird. Nach zweieinhalb Jahren schließt er die Ausbildung ab und unterschreibt einen regulären Vertrag bei der Reederei.
Seitdem reist der Burscheider durch die gesamte Welt und besucht Städte wie Shanghai in China, Durban in Südafrika und Buenos Aires in Argentinien. Aus jedem Land nimmt er andere Erfahrungen mit: „Es ist zum Beispiel Wahnsinn, welche Geschwindigkeit Japaner haben, wenn sie ein Schiff entladen.“ In Südamerika hingegen gehe es eher ruhig und entspannt zu.
Das Leben auf dem Schiff teilt sich der junge Seemann mit 23 Kollegen, wobei die Besatzung bei jeder Reise wechselt. „Um Seemann zu sein, muss man mit sich selbst klarkommen“, sagt Lehwald. Es sei auf dem engen Raum eines Schiffes nahezu unmöglich, miteinander auszukommen, wenn man sich nicht mit den Kollegen arrangiere.
Vier Monate dauert jede Reise, danach hat er zwei Monate Urlaub, die er meistens in Burscheid verbringt. Ab dem Herbst wird er allerdings drei Jahre lang festen Boden unter den Füßen haben. Lehwald: „Ich studiere an der Fachhochschule Flensburg, um Kapitän zu werden.“ Das Meer lässt ihn nicht mehr los.