Café Glückspilz schließt nach zwei Jahren
Ein Glückspilz, wer hier Gast war, denn eigentlich war alles prima.
Burscheid. Als Veronika Schulz ihren Gästen am dritten Advent mitteilte, dass ihr Café Glückspilz an diesem Tag zum letzten Mal geöffnet habe, begriffen die erst gar nicht, was gemeint war — ja, ja, Winterpause, wie im vergangenen Jahr. Aber diesmal wird es in Dürscheid keine Wiedereröffnung im kommenden Frühjahr mehr geben. Das Café, in Privaträumen entstanden, hat sich schon wieder zu solchen zurückgewandelt.
Dabei hatte sich die gelernte Finanzbuchhalterin Veronika Schulz (62) mit der Eröffnung im April vergangenen Jahres einen Traum erfüllt. Angeregt durch die Bewerbung Dürscheids beim Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“, richtete sie in einem Verbindungstrakt zwischen umgebauter Scheune und ihrem privaten Wohnhaus das Café ein. Ehemann Werner (66), Grafiker von Beruf, gab dem Glückspilz Gestalt und beschriftete auch Woche für Woche kunstvoll die Angebotstafel, Schwiegertochter Friederike stieg begeistert in den Service ein.
Einmal wöchentlich, jeden Sonntagnachmittag, war das Café fortan Anlaufstation für Wanderer, Ausflügler — und natürlich die Dürscheider selbst. „Kein Sonntag, an dem nicht auch Leute aus dem Dorf da waren“, blickt Veronika Schulz stolz zurück. Dass viele sich gleich wie zu Hause fühlten, war für die Betreiberin dabei nicht verwunderlich: „Das ist ja schließlich auch unser Zuhause.“
Diese Nähe zum Privaten machte den besonderen Charme des Cafés aus. Die Familie ist groß: Veronika und Werner Schulz haben sechs Kinder, zwei von vier Enkelkindern wohnen gleich nebenan. Aber darin liegt auch einer der Gründe für die Entscheidung, das Café-Projekt jetzt wieder zu beenden.
Eine der Enkeltöchter ist inzwischen in die Schule gekommen, das Großelterndasein verlagert sich dadurch naturgemäß auf das Wochenende. Doch da war während der Cafésaison nie Zeit. Zwar hatte das Café Glückspilz, von gelegentlichen Privatbuchungen abgesehen, nur sonntags geöffnet. Aber der Samstag ging immer für Vorbereitungen drauf. Kuchen und Imbisse waren schließlich selbst gemacht.
Zweiter Grund für die Entscheidung: Schwiegertochter Friederike, als Servicekraft unersetzlich geworden, hatte wegen der Kinder ihr Studium vernachlässigt. Jetzt will sie es beenden „und das wollen wir unterstützen und nicht mit dem Café Bremsklötzchen sein“, sagt Veronika Schulz.
Wenn sie jetzt zurückblickt, dann nicht auf den Verdienst. „Rein finanziell hat sich das Café natürlich nicht gelohnt.“ Aber darum ist es ihr auch nie gegangen. Sie freut sich an den Gästen und Begegnungen und daran, die Idee erfolgreich umgesetzt zu haben. Auch wenn nicht alles perfekt planbar war: „Einmal hatten wir eine Motorradgang zu Gast. Da war der gesamte Imbiss mit einer Bestellung erledigt.“