Café Glückspilz: „Sonntags ist hier Rambazamba“
Im Café Glückspilz serviert Veronika Schulz Kuchen im privaten Wohnzimmer.
Burscheid. Mit viel Liebe zum Detail hat Veronika Schulz (62) ihr kleines Café Glückspilz eingerichtet. In jeder Ecke findet sich das prägende Muster der weißen Punkte auf rotem Grund wieder. Eröffnet wurde im April des vergangenen Jahres, heute bewirtet die sechsfache Mutter und Finanzbuchhalterin regelmäßig Stamm- und Wandergäste. „Wir bekommen eigentlich nur positive Rückmeldungen, das ist toll“, sagt sie.
An jedem Sonntag öffnet sie ihren privaten Wohnbereich für Gäste und serviert ihnen Hausgemachtes. „Wir bieten immer verschiedene Kuchen und Snacks an, das variiert je nach Saison. Außerdem achte ich darauf, dass wir regionale Produkte verarbeiten“, sagt Schulz. Das bedeutet, dass teilweise Früchte aus dem eigenen, dem Nachbargarten oder von Obstbäumen rund um Dürscheid auf die Kuchen kommen.
Werner Schulz (65)
Morgen soll Himbeersahnetorte auf dem Programm des Cafés stehen — ganz sicher ist das aber noch nicht, „weil wir das Angebot auch öfters mal kurzfristig ändern“, sagt sie. Regelmäßig stehen allerdings immer die Waffeln der Hausherrin auf dem Programm. „Einige Gäste kommen nur wegen unserer Waffeln zu uns, die mögen sie einfach“, sagt Schulz. Gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter probiert sie immer wieder neue Kuchenrezepte aus und ihr Mann, Werner Schulz (65), hilft bei der Organisation des kleinen Gewerbes. „Das ist eigentlich eher ein bezahltes Hobby. Finanziell lohnt sich das nicht“, sagt er. Das Stück Kuchen kostet im Café Glückspilz 2,50 Euro, Kaffee 1,50 Euro und Waffeln gibt es ab 1,60 Euro.
Dem schließt sich Veronika Schulz an: „Mir macht die Arbeit in dem Café besonders Spaß, wenn die Gäste das was wir tun wertschätzen. Manche schicken uns sogar Postkarten mit Fliegenpilz-Motiven oder rufen an um zu fragen, ob ihr Lieblingskuchen wieder auf dem Programm steht.“ Außerdem seien ihr einige Momente mit ihren Gästen besonders im Gedächtnis geblieben: „Erinnerungen kann man ja eigentlich nicht mitbacken, aber wenn mir die Leute sagen, dass sie mein Apfelkuchen an den ihrer Großmutter erinnert, dann geht mir das Herz auf“, sagt sie. Auch ihr Mann ist begeistert von der positiven Resonanz: „Es ist toll, wenn die Teller wie poliert in die Küche zurückkommen“, sagt er.
Für Besucher des Café Glückspilz sticht besonders das häusliche Ambiente ins Auge. Das ist nicht verwunderlich: Schließlich sitzen die 30 bis 60 Gäste, die sonntags in Dürscheid einkehren, an der familiären Tafel und an Tischen im Wohnbereich und auf der Terrasse des alten Fachwerkhauses. Gemalte Selbstportraits der sechs Kinder der Familie, wie auch künstlerische Werke ihrer drei Enkelkinder vervollständigen dieses Bild.
Veronika Schulz (62)
Etwa zehn Stunden plant, organisiert und backt die Inhaberin an den Samstagen und Sonntagvormittagen, bevor das kleine Café öffnet. „Ich habe durchaus eine Backleidenschaft. Auch meine Mutter hat immer viel gebacken und mir einiges mitgegeben“, sagt Veronika Schulz. Dies sei bei einer so großen Familie wie ihrer auch nötig. „Da kann man nicht immer in ein Café gehen. Außerdem mag ich den Trubel. Sonntags ist hier Rambazamba, weil es in Dürscheid keine Café-Alternative gibt.“
Nach dem üblichen Café-Betrieb würde die Familie die Reste verputzen. „Deshalb koche und backe ich nur Sachen, die wir auch selbst gerne essen. Nichts soll in den Müll geworfen werden, dann würde mir die Aktion keinen Spaß mehr machen“, sagt sie. Und woher kommt der ungewöhnliche Name des Cafés? „Wir fühlen uns einfach als Glückspilze, weil unsere sechs Kinder unsere sechs Richtigen sind“, sagt Werner Schulz.
Nach den Sommerferien möchte die Inhaberin die Öffnungszeiten ihres Cafés verändern. „Wir haben festgestellt, dass die Gäste immer erst am frühen Nachmittag kommen und Abends gerne noch länger bleiben würden. Deshalb werden wir nach den Sommerferien immer erst um 13 Uhr öffnen und dafür bis um 18 Uhr Selbstgemachtes anbieten“, sagt sie.