Das Graubrot des Vereinslebens

Vorsitzende Eva Scholand wollte mit den Mitgliedern Ideen für die Zukunft des Fördervereins der Bücherei sammeln. Das Treffen ist gestrichen: Es gab nur eine Zusage.

Foto: Nicole Haase

Burscheid. Ein Jahr ist es her, dass der Förderverein der Stadtbücherei sein 25-jähriges Bestehen mit einem fröhlichen Festakt feierte, Lobeshymnen für das ehrenamtliche Engagement und die vorzeigbaren Erfolge in all den Jahren inklusive. Doch wie so oft gibt es neben solchen Feierstunden auch einen Alltag, der ein tristeres Gesicht hat.

„Ideen am Nachmittag“ war eine Veranstaltung überschrieben, die am Samstag Nachmittag alle Vereinsmitglieder und interessierte Gäste in der Stadtbücherei versammeln sollte. Die Vorsitzende Eva Scholand hatte sich das so überlegt, um sich mal abseits der Jahreshauptversammlung Gedanken über die Zukunft des Vereins machen zu können. „Wenn viele ihre Gedanken einbringen, kommt mehr dabei heraus, als wenn nur Eva Scholand nachdenkt“, sagt sie.

Aber nach der ersten Einladung an die rund 70 Mitglieder vor zwei Monaten trafen nur fünf Absagen ein. Eine Erinnerungsmail am Montag erhöhte zwar die Zahl der Absagen, brachte unter dem Strich aber nur eine einzige Zusage. Jetzt entschied Scholand sich, die morgige Veranstaltung abzublasen.

Geschichten wie diese können wahrscheinlich viele Vereinsfunktionäre erzählen. Für Eva Scholand ist sie auch deswegen symptomatisch, weil sie zeigt: „Wir haben ein Altersproblem. Ich überlege ja schon ständig, wie wir die mittlere Generation in den Verein bekommen.“

Die frühere Lehrerin für Englisch und Textilgestaltung am Landrat-Lucas-Gymnasium in Opladen ist selbst 65 Jahre alt, den Vorsitz hat sie 2008 übernommen, im kommenden Frühjahr stünde die Wiederwahl an. „Ich habe schon oft gedacht, es sollte mal jemand anderes machen, zumal die Verwaltungsarbeit nicht so mein Ding ist“, sagt sie. Andererseits: Rasten ist auch nicht ihr Ding. „Ich plane gerne Veranstaltung und entwickle Ideen.“

An Ideenreichtum mangelt es ihr nicht — auch wenn sie immer wieder feststellt, dass Dinge besser koordiniert und abgesprochen werden könnten. Die Stadtbücherei wurde auf ihr Betreiben hin einmal im Monat für ein Treffen der Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe geöffnet. Erst aus der Zeitung hat sie dann von der Idee eines Tri-Cafés als künftiger Anlaufstation erfahren. Da laufe noch zu viel parallel.

Der Förderverein ist für die Stadtbücherei „absolut notwendig“, da ist die Vorsitzende sicher. Vieles ist nur durch seine Unterstützung möglich. Wie der Verein selbst unterstützt werden kann? Darüber wird sich Eva Scholand weiter Gedanken machen. Vorerst alleine.