Sinfonische Blasmusik Romantisches Konzert mit Spaziergang

Sicher führt Dirigent Timor Chadik den Orchesterverein Hilgen durch den ersten gemeinsamen Auftritt im Altenberger Dom.

Altenberg. „Dom-Taufe“ des neuen Chefdirigenten: Timor Chadik und der Orchesterverein Hilgen präsentierten sich am Sonntagdas erste Mal gemeinsam im Altenberger Dom, wo fast auf den Tag genau vor einem Jahr Chadiks Vorgänger Johannes Stert verabschiedet worden war.

Zum Auftakt erklingt Richard Strauss’ Lied „Allerseelen“ in der Bearbeitung des amerikanischen Komponisten Albert Davis für sinfonisches Blasorchester. Auf dem Fundament der tiefen Blechbläser entfaltet Chadik die gut ausgearbeiteten Stimmen der Holzbläser und führt das Orchester zu einem reichen, orgelähnlichen Klang. In den mischt sich dann ein neuer Ton: der Brandmelder des Altenberger Doms.

Auch die leisen Passagen der nun folgenden „Variations on ‚America’“ von Charles Ives leiden unter den andauernden Störtönen von draußen. Doch nicht nur darunter: Obwohl im Original für Orgel komponiert, sperren sich die Variationen in der Bearbeitung von William Schuman gegen die Klangmöglichkeiten des Konzertraums. Der Witz der Komposition, die die Melodie der britischen Nationalhymne einer munteren Reihe von Variationen unterwirft, geht damit verloren.

Unbeeindruckt vom Geräusch der Alarmanlage und einem in die Sakristei eilenden Feuerwehrmann arbeitet der OVH sich dennoch konzentriert voran, bevor der Dirigent wenige Takte vor Schluss abbrechen muss: Axel Stähler von der Freiwilligen Feuerwehr Odenthal fordert die rund 300 Konzertbesucher auf, den Dom umgehend zu räumen, da man den Grund für das Auslösen des Brandmelders noch nicht gefunden habe. So mutiert der musikalische Spaziergang zu einem kurzen Sonntagsspaziergang vor den Altenberger Dom.

Mit der „Nimrod“-Variation aus den „Enigma-Variationen“ von Edvard Elgar und dem Befund „Fehlalarm“ wird das Konzert 15 Minuten später fortgesetzt. Ausgewogen zwischen Holz- und Blechbläsern entwickelt sich aus dem zarten Beginn des Adagios eine beeindruckende Klangfülle, die sich geradezu maßgeschneidert in den Kirchenraum schmiegt. Mit diesem Werk in der Bearbeitung von Alfred Reed belegt der Orchesterverein zugleich, dass er in diesem Jahr wieder zu Recht den ersten Platz beim Landesorchester-Wettbewerb NRW errungen hat.

„Abgespeckt“ geht es weiter: Nur 13 Musiker folgen Timor Chadiks klarem und sicherem Dirigat bei der „Bläserserenade Es-Dur Opus 7“ von Richard Strauss, die restlichen rund 50 Musiker nehmen rechts und links des Orchesterpodiums Platz. Die Konzentration des Klangkörpers auf ein gedoppeltes Holzbläser-Quintett mit vier Hörnern fügt sich hervorragend in die Akustik des Raums, lässt Platz für filigrane Stimmführung und Spielfreude.

Von verträumt bis hymnisch und tänzerisch reicht das Spektrum der sechs Sätze des folgenden „Lincolnshire Posy“ von Percy Aldridge Grainger. Die Trompeten eröffnen den Reigen, ein fröhlicher Tanz schließt die Liedsammlung. Dazwischen: souveräne Soli bei den Trompeten und den Saxofonen, gut gearbeitete Register, doch die Dom-Akustik lässt die vielen verschiedenen Facetten nicht schillern.

Am Ende des Programms steht der „Klassiker des OVH-Dom-Konzerts“: „Elsas Zug zum Münster“ aus der Oper „Lohengrin“ von Richard Wagner. Souverän meistern die Holzbläser die heikle Intonation des Anfangs, aus dem Chadik mit dem OVH den vollen Wagner-Klang entwickelt. Als Zugabe erklingt der „Irish Tune“ von Percy Aldridge Grainger, den Dirigent und Orchester liebevoll und behutsam gemeinsam zum Ausklang formen.