Der Frosch in der Fledermaus

Ab dem 26. November steht Jochen Busse bei der Operette im Staatenhaus in Deutz auf der Opernbühne.

Foto: Stephan Eppinger

Köln. Jochen Busse ist als Fernsehschauspieler genauso bekannt wie als Kabarettist, Moderator und als Regisseur. Ab dem 26. November übernimmt er in der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauß die Rolle des Frosches und steht damit erstmals auf einer Opernbühne. Zu sehen ist das Stück im Deutzer Staatenhaus.

Herr Busse, welche Beziehung haben Sie zur Operette?

Jochen Busse: Sie begleitet mich durch die Sendungen im WDR seit meiner Kindheit. Schon mit 15 konnte ich fast alle Stücke mitsingen. Meine erste Operette live habe ich mit 16 in Osnabrück gesehen. Unter dem ersten Stücken war auch „Die Fledermaus“. Die Musik hat mir sehr gefallen, ich habe mich darin wiedergefunden. Komischerweise ist mir damals die Rolle des Frosches nicht in Erinnerung geblieben.

Ihre erste Erfahrung als Kabarettist haben Sie bei den Knallfröschen gemacht.

Busse: Ja, die gibt es heute nicht mehr. Der Einzige der bis heute noch Bekanntheit besitzt, ist Friedrich von Thun. Einer der Mitglieder wurde später Abgeordneter im bayerischen Landtag. Das weibliche Personal ist irgendwie komplett abhandengekommen. Damals sind noch Operettenmelodien in unser Kabarettprogramm mit eingeflossen. So etwas wäre heute nicht mehr denkbar.

Wie ist Ihre erste Begegnung mit der Welt der Oper?

Busse: Ich habe bislang zwei Probentage in Hürth erlebt und bin tief beeindruckt. Beim Theater wird über alles viel länger nachgedacht. In der Oper kommen die Darsteller einfach raus auf die Probebühne und können das. Besonders begeistert bin ich von Claudia Rohrbach. Die spielt ihre Rolle mit solch einer Leidenschaft und Energie — und das morgens um 10 Uhr! Das ist ganz große Klasse.

Wie ist das bei Ihnen?

Busse: Ich habe mir auch mit 76 eine gewisse Naivität und Begeisterung für den Job bewahrt. Für den Frosch habe ich mir ein Konzept entwickelt. So kommt der Spruch „Ich hasse Schnäpse“ als Widerspruch zwischen dem Text und der unvermeidlichen Trunkenheit des Frosches.

Wie wichtig ist Operette heute?

Busse: Ich bin schon immer ein Freund und Bewahrer der Operette gewesen. Es ist großartig, dass es in Dresden ein neues Haus für die Staatsoperette gibt. Im Kabarett ist ja eher die linke Szene zu Hause. Da hat es die Operette ziemlich schwer. Ich habe die Empörung der Leute gegen die Operette nie verstanden. Dabei verfügt dieses Genre ja durch aus über Ironie und Tiefe. Da kann man doch nicht von Diffamierung oder Verrat sprechen, wenn man Operetten mag. Ich finde die Sinnlichkeit in der Operette einfach wunderbar und habe viel Spaß daran.

Wie vereinbaren Sie die verschiedenen künstlerischen Bereiche, in denen sie tätig sind?

Busse: Ich werde am Samstag vor der Premiere meine Tour beenden und dann am Sonntag in Köln auf der Bühne stehen. Bis dahin bin ich mit dem Frosch unterwegs und jeder Tag wird froschig. Wir haben nur wenig Probenzeit, um eine exakte Figur zu schaffen. Ich habe bei der Operette ein Solo, wo es auf ein akkurates Spiel ankommt. Dafür muss ich neben den offiziellen Proben noch alleine sehr viel tun, da wird das Hotelzimmer auch schon mal zur Probebühne und auch wenn ich im Bus sitze, mache ich mir Gedanken zum Frosch.

Sie spielen in der Interimsspielstätte der Oper, im Staatenhaus. Was bedeutet das für Sie?

Busse: Als Kabarettist ist doch das gesamte Leben ein Interim, man muss ständig improvisieren. Das mache ich sehr gerne. Noch kenne ich das Staatenhaus nicht, wir proben ja in Hürth in den Räumen, in denen auch „Sieben Tage, Sieben Köpfe“ und „Das Amt“ entstanden sind.

Welche Beziehung haben Sie zu Köln?

Busse: Ich habe 14 Jahre lang hier am Stück gelebt und komme alle zwei Jahre für 90 bis 100 Vorstellung zum Theater am Dom. Geboren bin ich in Westfalen, in Iserlohn, da gab es zwei Sehnsuchtsorte — Düsseldorf für die vornehmen Leute und Köln für den Karneval. Ich durfte in Köln auch einmal die Rede zur Prinzenproklamation im Gürzenich halten. Als Teil der Gage gab es eine Mitfahrt im Rosenmontagszug. Beim leidenschaftlichen Bonbonwerfen habe ich meine Uhr verloren. Das war ein unvergessliches Erlebnis.

Wie beurteilen Sie die aktuelle kulturelle Entwicklung Kölns?

Busse: Da gibt es aus meiner Sicht nicht viel zu meckern. Die Kölner halten zusammen, auch wenn es schwierig wird. Ein ganz besonderes Publikum gibt es hier beim Boulevardtheater. Das merke ich, wenn ich durch die Stadt gehe und angesprochen werde. Irgendwie bin ich in den 14 Jahren, in denen ich hier gelebt habe, zum Privatbesitz eines jeden Kölners geworden.