Im stillen Gedenken an die Toten
Auch auf dem Friedhof macht der Wandel der Zeit nicht halt. So gehen Erdbestattungen stetig zurück, dafür steigt die Zahl der Urnengräber.
Burscheid. Unzählige Engel, aber auch andere Figürchen wie Frösche, kleine Hunde oder Zwerge finden sich auf den Urnengäbern des Feldes U7 auf dem Burscheider Friedhof. „Die Gräber gehören zu den Schönsten hier. Die Zahl der Urnengräber hat deutlich zu genommen. Sie machen derzeit etwa 70 Prozent der Bestattungen aus“, sagt Friedhofsgärtner Nils Ingendahl.
Die Erdbestattungen sind dagegen deutlich zurückgegangen: „Früher waren das schon mal sieben bis acht in der Woche, heute haben wir teilweise nur eine Erdbestattung im Monat. Der Wandel kam um das Jahr 2010 herum“, erklärt sein Kollege Patrick van Beylen. Er war von 1999 bis 2015 für den Friedhof zuständig und vertritt aktuell einen erkrankten Kollegen.
Gerade jetzt haben die beiden Friedhofsgärtner viel zu tun, denn wichtige Feiertage wie Allerheiligen, der Volkstrauertag und der Totensonntag stehen im November an. „In den kommenden Tagen beginnen wir, die Kriegs- und Ehrengräber herzurichten. Vor den Feiertagen werden auch noch einmal die Wege vom Laub befreit.“ Vor allem jetzt am Wochenende rechnen die Gärtner damit, dass viele Angehörige zum Friedhof kommen werden, um die Gräber vor dem ersten Feiertag zu richten. „Das passiert meist auf den letzten Drücker. Samstag und Sonntag wir hier auf jeden Fall viel los sein. Es gibt aber Gräber, da liegt noch das Gesteck vom Vorjahr“, sagt van Beylen.
So manches Grab wurde sichtbar schon sehr lange nicht mehr besucht. Bei manchen Grabstätten wuchern die Pflanzen so wild, dass der Grabstein komplett verschwunden ist. „Viele Leute kümmern sich nicht mehr um die Gräber, weil sie weggezogen sind oder weil sie auch einfach nicht mehr das Geld für die aufwendige Pflege mehr haben. Fast in jeder Grabreihe gibt es ein Beispiel dafür“, berichtet van Beylen.
Oft sei es schwer, die Angehörigen zu ermitteln, da werde teils auch Amtshilfe benötigt. Einfach abräumen dürfen die Gärtner soll verlassenen Gräber nicht. Das ist nur erlaubt, wenn die Angehörigen zustimmen, oder wenn die Nutzungszeit nach 30 Jahren abgelaufen ist. Oft leiden auch die Nachbargräber darunter, weil die Pflanzen herüberwuchern.
„Man sieht genau, wenn eine Gärtnerei die Pflege übernommen hat. Es gibt aber auch Privatleute, die sich sehr viel Mühe geben, um das Grab ihrer Angehörigen schön zu gestalten. Einfacher und weniger aufwendig ist das bei Urnengräbern. Hier haben wir gerade im Sommer ein neues Feld bereit gestellt“, sagt van Beylen.
Dazu kommen Urnengräber, bei denen nur eine kleine Grabplatte im Rasen eingelassen ist oder auch die Baumgräber an der uralten Blutbuche. Dort werden die Namensschilder an einer Granitstehle angebracht und die sterblichen Überreste in Urnen beerdigt, die sich nach einer bestimmten Zeit in der Erde von selbst auflösen.
Nach den Feiertagen entsteht auf dem Burscheider Friedhof das erste Kolumbarium. Das sind große Blöcke aus Stein, in deren Kammern Urnen untergebracht werden können. In anderen Ländern sind diese schon seit langem im Einsatz. Hierzulande werden diese verstärkt nachgefragt. „Auch hier gibt es bei uns in Burscheid bereits eine Nachfrage genauso wie bei den neuen Feldern für Urnen.
Etwa 3000 Gräber hat der Burscheider Friedhof. Dort werden von den Gärtnern immer wieder alte Zinksärge entdeckt, die im 18. und 19. Jahrhundert bei wohlhabenden Leuten üblich waren. Auch ein Grabstein aus dem 19. Jahrhundert wurde entdeckt. „Früher hat man Grabsteine von abgeräumten Gräbern zum Befestigen der Wege auf dem Friedhof eingesetzt. Dort haben wir auch den alten Grabstein entdeckt“, sagt Ingendahl.