Die 110 soll Boom bei Einbrüchen stoppen
Die Fallzahlen schnellen nicht nur kreisweit in die Höhe. Eine Kampagne will daher die Hemmschwelle für die Nutzung des Notrufs senken.
Rhein.-Berg. Kreis. Eigentlich beginnt erst jetzt die dunklere Jahreszeit, bei der die Polizei notorisch vor steigenden Einbruchszahlen warnt. In diesem Jahr schrillten die Alarmglocken allerdings schon früher.
Schon das ganze Jahr über zeichnet sich kreisweit ein zum Teil dramatischer Anstieg der Fallzahlen ab. Die Polizei will daher mit einer Kampagne die Aufmerksamkeit und Mithilfe der Bevölkerung verbessern.
Kreisweit überschreiten die Einbrüche in den ersten drei Quartalen den Stand aus dem Vorjahr um 177 Fälle. Bisher wurden in Rhein-Berg 545 Einbrüche registriert (2010: 368).
In Burscheid sind es 17 Einbrüche mehr als vor einem Jahr, in Wermelskirchen 32. In sieben von acht Kreiskommunen ist der Herbststand bei den Einbruchszahlen der höchste der vergangenen vier Jahre.
Der Hinweis auf die Beratungsstelle der Kreispolizei und die damit verbundenen Präventionsmöglichkeiten ist an dieser Stelle obligatorisch. In Rhein-Berg rücken die Verantwortlichen derzeit aber vor allem die Notrufnummer 110 in den Mittelpunkt. „Lieber dreimal zu viel als einmal zu wenig anrufen“, appelliert Rainer Hölzenbein, Leiter der Direktion Kriminalität.
Und Gundhild Hebborn, Leiterin der Kriminalitätsvorbeugung, ergänzt: „Die Bewertung der Beobachtungen übernehmen wir. Wir müssen es nur wissen.“
Gundhild Hebborn Kriminalhauptkommissarin
Für die Kampagne „Immer sofort 110“ konnte die Polizei auf die eigene Kreativität zurückgreifen. Polizeikommissar Stefan Mitschke stellt seine Fähigkeiten zur Karikatur schon seit 2004 regelmäßig der behördeninternen Mitarbeiterzeitung „Pin“ zur Verfügung. Von ihm stammt das Plakat, das bald in den Bussen der Wupsi und der RVK sowie in öffentlichen Gebäuden für die ungehemmte Nutzung des Notrufs wirbt.
Parallel wurde ein Infoblatt aufgelegt, das Beispiele für verdächtige Beobachtungen aufführt und Tipps für den Anruf bei der 110 gibt. Auch das Flugblatt soll kreisweit öffentlich ausliegen. Außerdem können Plakat und Flyer auch bei der Pressestelle der Kreispolizeibehörde angefordert werden.
Peter Strobel, Leiter des Kriminalkommissariats 2, sieht auch einen pragmatischen Nutzen häufigerer Anrufe: Die Beobachtungen erfolgen meist „live“ und werden nicht aus dem Gedächtnis heraus geschildert. Da die Anrufe mitgeschnitten werden, können sich daraus für die Ermittler wertvolle und verlässliche Hinweise ergeben.
Zumal die gestiegenen Zahlen vor allem mit der Zunahme mobiler Einbrecherbanden erklärt werden. Das macht eine stärkere Zusammenarbeit der Behörden über die Kreis- und auch Landesgrenzen hinweg notwendig. Dass die Beamten bei einer Zunahme der Fallzahlen und praktisch unveränderter Personalstärke auch an die Grenze der Belastbarkeit stoßen, ist ein anderes Thema. Strobel: „Die Ressourcen sind denkbar knapp.“