Kultur „Die Jazzweek wird von der Szene in der Stadt selbst getragen“

Köln · Vom 28. August bis zum 4. September gibt es die erste Ausgabe der Cologne Jazzweek. Das internationale Festival für Jazz und Improvisation präsentiert internationale Künstler genauso wie Musiker der Kölner Szene.

Janning Trumann ist Geschäftsführer bei der Kölner Jazzkonferenz.

Foto: Essex/PATRICK ESSEX

Insgesamt 40 Konzert stehen auf dem Programm. Auftritte gibt es im Stadtgarten und im Loft genauso wie in der Agneskirche oder auf dem Ebertplatz. Wir haben vorab mit dem Geschäftsführer der Kölner Jazzkonferenz, die das Festival veranstaltet, gesprochen. Janning Trumann berichtet im Gespräch über das Besondere der Jazzweek und die Highlights des Festivals. 

Warum braucht Köln ein eigenes Jazzfestival?

Janning Trumann: Der Unterschied zu den anderen Jazzfestivals in der Region ist bei der Jazzweek, dass diese über die Jazzkonferenz von der Szene selbst initiiert und getragen wird. Es gab dort die politische Forderung, ein Festival anzubieten, das die Kölner Szene abbildet. Natürlich stehen Kölner Jazzmusiker auch bei den anderen Festivals in der Region auf der Bühne, diese bilden aber nicht die Vielfalt der Jazzstadt Köln ab. Das ist jetzt das Alleinstellungsmerkmal der Jazzweek. Diese steht auch für die gute Entwicklung, die Köln in den vergangenen fünf Jahren als Jazzstadt genommen hat. Das Festival ist nun der nächste, konsequente Schritt, um das über die Stadtgrenzen hinaus zu transportieren. 

Was erwartet das Publikum bei der Jazzweek?

Trumann: Bei der Jazzweek gibt es 40 spannende Konzerte an acht Tagen. Wir haben ein tolles Programm mit einer hohen Qualität, das die große Vielfalt der Kölner Jazzszene auf die Bühne bringt und sich deshalb breit aufgestellt hat. Es wird am 28. August einen starken Auftakt mit internationalen Künstlern geben und wir werden zum großen Finale am 4. September im Konzertsaal der Hochschule für Musik und Tanz noch einmal die ganze Vielfalt des Jazz erleben. Dazwischen gibt es viele kleine Highlights. Dazu gehört das Konzert am 1. September in der Agneskirche mit „Haydenzone“ feat. PJEV & Kit Downes. Hayden Chisholm trifft dann auf das serbische Gesangskollektiv PJEV und den englischen Organisten Kit Downes. Am 2. September steht eine Clubnacht in Ehrenfeld auf dem Programm, die sich an ein eher junges Publikum richtet. Und am 3. September liegt der Fokus im Stadtgarten auf der Partnerszene in den Niederlanden mit Projekten aus Amsterdam und Rotterdam. In der Alten Feuerwache geht es am gleichen Tag um Avantgarde und Improvisation. Das Programm zeigt, dass wir an verschiedenen Spielorten auf die Vielfalt setzen. Deshalb haben wir auch ganz bewusst auf eine Mainstage verzichtet. 

Auf dem Ebertplatz gibt es auch Jazz unter freiem Himmel.

Trumann: Wir wollten mit dem Festival in der Stadt präsent sein und dort coole Bands dem Publikum vorstellen. Die Konzerte dort sind für alle Interessierten frei zugänglich. Auf der Bühne stehen auf dem Ebertplatz Koma Saxo und Ibrahim Keivo mit Band. Bei Koma Saxo haben sich Saxofonisten aus Skandinavien zusammengetan, bei Ibrahim Keivo geht es um Weltmusik mit syrischen Wurzeln. 

Was macht die Jazzstadt Köln aus?

Trumann: Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es in Köln eine beeindruckende Musikgeschichte. Dabei war der WDR mit seinen Orchestern oft die Keimzelle für Neues. In Köln gab es den zweiten Musikstudiengang für Jazz in Europa und die Musikerinitiative Kölner Jazzhaus hat vor 30 Jahren ihr erstes Festival an den Start gebracht. Auch der Stadtgarten, der inzwischen ein europäisches Jazzzentrum ist, entstand aus der Jazzszene heraus. Der Jazz spiegelt sich zudem stetig in der kommunalen Kulturpolitik wider. Wir haben in der Stadt eine einzigartige Infrastruktur, um die uns andere Städte beneiden. Berlin hat als Hauptstadt einen starken Zuzug von internationalen Musikern, entsprechende Spielstätten, in denen Jazzmusiker ihr Geld verdienen können, finden sich dort aber nicht. Da ist Köln einzigartig in Deutschland und nur mit großen europäischen Städten wie Oslo, Amsterdam oder Wien vergleichbar. Eine großartige Spielstätte ist neben dem Stadtgarten zum Beispiel das Loft in Ehrenfeld, das sich ein großes Renommee und viele Preise erarbeitet hat. Dazu kommen tolle kleine Locations wie das Subway, der Salon de Jazz oder das King Georg. Jede Szene im Jazz findet in Köln ihren Platz. Und mit der Jazzkonferenz gibt es einen Ansprechpartner für alle Bereiche des Jazz in der Stadt. 

Wie hat sich der Stadtgarten als europäisches Jazzzentrum entwickelt?

Trumann: Es gab eine gute und stabile Entwicklung. Der Stadtgarten ist dank seiner festen öffentlichen Förderung auch bislang gut durch die Corona-Krise gekommen. Die festen öffentlichen Mittel bieten uns eine Planungssicherheit. Durch die öffentliche Förderung haben auch die anderen Kölner Klubs die Pandemie gut überstanden. 

Wie nehmen die Kölner ihre Jazzstadt wahr?

Trumann: Die Kölner feiern gerne alles ab, was sie haben. In Sachen Jazz gibt es ein reges Interesse und ein treues Stammpublikum. Natürlich ist es schwer, sich in einer Stadt mit so einem umfangreichen Kulturangebot zu behaupten. Hier wird die Jazzweek dazu beitragen, dass die Jazzszene noch ein wenig mehr in der Stadt wahrgenommen wird. 

Wie sieht es mit dem Nachwuchs in Sachen Jazz aus?

Trumann: Die Hochschule für Musik und Tanz bildet fleißig Jazzmusiker aus. Die junge Jazzszene wächst so, dass es gar nicht so einfach ist, den Überblick zu behalten. Es ist toll zu sehen, was da alles nachkommt. Außerdem sind in der Corona-Zeit auch viele Jazzmusiker nach Köln gezogen, weil sie dort von der öffentlichen Hand gut unterstützt werden. Die Künstlerstipendien NRW haben uns da sehr geholfen. Dass Jazz ein Genre nur für alte, weiße Männer ist, stimmt schon lange nicht mehr. Bei den Konzerten haben wir ein altersmäßig gut durchwachsenes Publikum. 

Gibt es für die Jazzweek einen Plan B, falls sich die Corona-Situation wieder verschärft?

Trumann: Wir haben bislang 25 Konzerte, die wir streamen werden und die so hybrid angelegt sind, mit Publikum vor Ort und im Internet. Falls es einen erneuten Lockdown geben sollte, werden wir die Jazzweek im Zweifelsfall auch rein digital anbieten. 

Wie reagieren die internationalen Künstler auf die Jazzweek?

Trumann: Sie freuen sich auf besondere Konzerte in Köln. Für viele ist es eine Auszeichnung, bei einem Festival eingeladen zu werden, das von der Kölner Jazzszene selbst getragen wird. Sie haben Respekt vor dem, was aus dieser Stadt kommt. 

Wie reagiert das Publikum?

Trumann: Der Vorverkauf läuft gut, wir haben etwa 60 Prozent der Tickets bereits verkauft. Der Fokus liegt auf Musikfans in Köln und der Region. Die Konzerte sind sicher. Viele Klubs haben ihre Hygienekonzepte schon im Vorjahr erarbeitet und erprobt. Es gelten Dinge wie Schachbrettmuster bei den Sitzplätzen, die drei Gs wie geimpft, genesen oder getestet sowie die Nachverfolgbarbeit. Das bringt auch Probleme mit sich – manche Spielstätten sind nur zu 30 Prozent ausgelastet. Das geht nur mit den öffentlichen Fördermitteln, ansonsten wären Konzerte unter diesen Bedingungen nicht möglich. 

Was ist Ihr persönliches Highlight?

Trumann: Das sind die beiden, leider schon ausverkauften, Eröffnungskonzerte mit Peter Evans und dem Angelika Niescier Quintett. Vor allem auf Peter Evans bin ich sehr gespannt. Ich bin schon lange ein großer Fan von ihm. Er ist als Trompeter ein toller Virtuose.