„Die Menschen strömen zu uns“
Uwe Graetke gilt als „Vater der Umwelt- woche“. 21 Jahre lang hat er die größte Veranstaltung der Art in NRW mit dem Umweltfest als feierlicher Höhepunkt organisiert. Jetzt geht er nach vier Jahrzehnten bei der Stadt in Ruhestand.
Burscheid. Die Umweltwoche mit dem Familien- und Umweltfest am 22. April und dem Umweltmarkt am 27. April steht vor der Tür. Verantwortlich ist seit über zwei Jahrzehnten Uwe Graetke. Eine Bilanz vor dessen Abschied aus dem Rathaus und damit auch von der Organisation der Umweltwoche.
Herr Graetke, wie fällt Ihre Bilanz nach 21 Jahren Umweltwoche aus?
Uwe Graetke: Angefangen hatte alles 1996 mit dem Bürgerantrag von Armin Busch, dass die Burscheider Schüler einmal im Jahr Müll sammeln sollten. Daraus ist dann ein Jahr später die erste Umweltwoche entstanden. Und diese war mehr als eine reine Müllsammelaktion. Es gab bereits einen kleinen Umweltmarkt und verschiedene Angebote an die Schüler. 1998 kamen dann auch die Kindergärten und Kitas hinzu, später beteiligten sich zudem die Offenen Ganztagsschulen.
...und daraus wurde eine über die Stadtgrenzen hinaus viel beachtete Veranstaltung.
Graetke: Ganz genau. Bei der ersten Umweltwoche hätte niemand daran gedacht, dass daraus die größte Umweltveranstaltung in NRW entstehen könnte. Das Interesse der Schulen und Kindergärten auf der einen Seite war und ist genauso groß wie das der Anbieter von Aktionen sowie der Partner und Sponsoren. Sonst wäre eine Veranstaltung wie die Umweltwoche nicht realisierbar. Durch die stetige Entwicklung und Vergrößerung wird die Organisation mehr und mehr zu einer echten Herausforderung.
2018 hat sich einiges verändert.
Graetke: Ja, in diesem Jahr ist es besonders schwierig, da sich die Veranstaltungsfläche für das Familien- und Umweltfest deutlich verkleinert hat, und es war nicht einfach, möglichst viele Teilnehmer der vergangenen Jahre unterzubringen. Auch die Übertragung der Gassparte und der Betriebsführung der Wassersparte von den Burscheider Stadtwerken zur Belkaw hat das Ganze nicht einfacher gemacht. Es waren hierdurch viele Dinge für die Umweltwoche neu abzusprechen, da die Stadtwerke von Beginn an bis letztes Jahr ein großes Standbein der Umweltwoche waren und sich in diesem Jahr nur noch in stark verkleinertem Umfang beteiligen können.
Sie gehen Ende des Jahres in den Ruhestand. Fällt es Ihnen schwer, diese Aufgabe abgeben zu müssen?
Graetke: Für mich bedeutet das einen Einschnitt in meinem Leben. Ich bin seit 43 Jahren bei der Stadt und die Hälfte meiner Dienstzeit habe ich die Umweltwoche organisiert, die sich toll entwickelt hat. Und für mich war es über all die Jahre etwas ganz Besonderes, gemeinsam mit so vielen netten und engagierten Menschen eine derartige Veranstaltung durchführen zu können. Aber das Ganze hat auch sehr viel Kraft gekostet, vor allem in den vergangenen sechs Jahren.
Wie ist es um die Zukunft der Veranstaltung gestellt?
Graetke: Ich habe gehört, wer mir auf meine Stelle nachfolgen wird und das macht mich zuversichtlich für die Zukunft der Umweltwoche. Dazu kommt, dass ich noch einen Teil der Organisation der Umweltwoche 2019 mitbegleiten werde. So kann ich noch beratend zur Seite stehen.
Wie hat sich das Umweltbewusstsein der Menschen verändert?
Graetke: Die Menschen gehen bis auf wenige Ausnahmen sehr bewusst mit dem Thema um, da gab es in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten eine deutliche Veränderung. Das Thema spielt in den Schulen und Kindergärten auch jenseits der Umweltwoche eine große Rolle und wird auch in den Elternhäusern aufgegriffen. Es ist sehr wichtig, dass die Kinder sich schon früh damit beschäftigen.
Welche Rolle spielt die Umweltwoche dabei?
Graetke: Sie kann den Anstoß geben, sich mit Themen wie Umwelt und Natur zu beschäftigen, da sie breitgefächert Information und Aktionen anbietet.
Was ist in diesem Jahr neu bei der Umweltwoche?
Graetke: Neu sind beispielsweise die Besuche im Naturgut Ophoven mit seiner Energiestadt und dem Klimaprojekt. Hinzugekommen sind auch viele neue Projekttage „Bildung trifft Entwicklung“ und die Zusammenarbeit mit der Tierwerkstatt Altenberg. Diese besucht zehn Kindertagesstätten mit Tieren als Belohnung für ihre Aufführungen beim Umweltmarkt.
Welche Veränderungen gab es bei der Stadt in Sachen Umwelt?
Graetke: Wir waren im Kreis eine der ersten Kommunen, die sich beim „European Energy Award“ beteiligt hat und wir sind beispielsweise im Arbeitskreis Energie des Kreises vertreten, wo u. a. ein Integriertes Klimaschutzkonzept für den Kreis entwickelt wurde. Inzwischen haben wir ein Elektroauto als Dienstfahrzeug. Die Ladestation hierfür befindet sich ganz praktisch direkt am Rathaus. Werden öffentliche Gebäude saniert, werden energetische Dinge wie zum Beispiel eine energiesparende LED-Beleuchtung beachtet. Das gilt zunehmend für Sporthallen genauso wie für die Straßenbeleuchtung.
Welche Rolle spielen Kultur und Sport bei der Umweltwoche?
Graetke: Die Verbindung zum Sport haben wir schon länger gesucht, weil Topsportler wie unsere diesjährige Patin Lisa Weiß Vorbilder für Kinder und Jugendliche sind und Themen wie Umwelt nachhaltig vermitteln können. Das gilt auch für Musikstars wie Laura van den Elzen und Mark Hoffmann, die in diesem Jahr gemeinsam mit Schülern Nistkästen bauen. Das Bühnenprogramm beim Familien- und Umweltfest macht dieses attraktiver und lockt auch Menschen von außerhalb nach Burscheid. Die Leute strömen mittlerweile regelrecht zu uns. Ich hoffe, dass dies bei meiner letzten Umweltwoche auch so sein wird.
“ Der heutigen Ausgabe liegt ein große Beilage zur diesjährigen Umweltwoche bei.