Ein überzeugter Europäer kehrt zurück von Brüssel nach Burscheid

BV-Mitarbeiter Julius von Dryander zieht Bilanz seiner vier Wochen im EU-Parlament in Brüssel.

Foto: privat

Brüssel/Burscheid. Nach vier Wochen in Brüssel bin ich mittlerweile wieder zurück in Burscheid. Rückblickend habe ich selten zuvor in meinem Leben erlebt, wie die Zeitspanne von einem Monat derartig schnell vergehen kann und ich muss zugeben, auf die letzten Tage im Europäischen Parlament blicke ich etwas wehmütig zurück.

Die „Bürgerkammer“ der Europäischen Union hat mir ihr Inneres offenbart; was gerne voreilig als Tintenfass bezeichnet wird, ist weit mehr als das. Wobei ich den erheblichen bürokratischen Aufwand der Europapolitik natürlich nicht kleinreden möchte. Mein Ziel im Vorhinein war es, das europapolitische Leben live vor Ort kennenzulernen, und ich kann nun behaupten, dass ich für vier Wochen tatsächlich Teil davon war.

Vom passiven Zeitungsleser und Politikinteressierten wandelte ich mich vom ersten Tag an in einen aktiven: So saß ich plötzlich in Fraktionssitzungen, in denen mögliche Konstellationen der neuen Europäischen Kommission diskutiert wurden und Streit über die Frage entstand, wie künftig die neuen Vizepräsidenten vom Parlament aus auf ihre Fachkompetenz überprüft würden.

Ich unterstützte die parlamentarischen Assistenten und somit meinen Abgeordneten, indem ich die unterschiedlichsten Aufgaben für das Büro übernahm, viel formulierte und schrieb, spezielle Themen recherchierte, Besuchergruppen im Parlament begleitete oder auch einfach nur mal das Telefon besetzte. Der Zeitraum war kurz, aber optimal, um einen guten Eindruck vom Leben im Europäischen Parlament zu bekommen.

Mein Standpunkt als überzeugter Europäer hat sich in dieser Zeit weiter gefestigt. Auch außerhalb vom Parlaments kann man eigentlich jeden Abend, wenn man unterwegs ist, europäische Gemeinschaft erleben, sei es in der Kneipe beim gemeinsamen Fußballgucken mit Belgiern, Franzosen und Engländern oder auch allein schon bei einem Stadtbummel durchs „Multi-Kulti“- Brüssel.

Tagtäglich erfährt man innerhalb des Parlaments die Abhängigkeit der Mitgliedsstaaten voneinander, was letztendlich das Fundament für ein in Frieden lebendes und in der Europäischen Union vereintes Europa ist. So war beispielsweise in den letzten Tagen meines Praktikums die Anspannung vor dem Referendum in Schottland sehr zu spüren, denn ein unabhängiges Schottland hätte erhebliche Gefahren für die Europäische Union bergen können.

Nun, nach meiner Zeit in Brüssel, möchte ich mich in Bonn (ich beginne dort jetzt das Studium „Law and Economics“) gerne weiterpolitisch engagieren. Ergänzend würde ich auch gerne einmal ein Praktikum im Bundestag absolvieren, um die nationalen politischen Abläufe besser kennenzulernen, die Unterschiede zum europäischen politischen Leben in Brüssel herauszufinden und daraus Schlüsse für meine eigene Einschätzung ziehen zu können. Persönlich kann ich dabei jedem Politikinteressierten einen Besuch von Brüssel ans Herz legen.

Im Besucherzentrum, dem so genannten Parlamentarium, wird den Gästen viel geboten, angefangen von der Darstellung der europäischen Einigung bis hin zu einem beeindruckenden 360-Grad-Panoramafilm, der den Besucher unmittelbar in das Geschehen im Europäischen Parlament eintauchen lässt. Ich bin dankbar für die tolle Zeit, die ich in Brüssel hatte.