Neues Angebot ab August Eine Anlaufstelle für schwer erreichbare Jugendliche
Burscheid. · Mit einem „Coffee to go“ wollen Nicole Wittmann und Sascha von Schwedler junge Menschen ab August vom alten Burscheider Büdchen an der Luisenstraße aus gewinnen, die als abgehängt gelten.
„Wir wollen die Jugendlichen erreichen, die sonst durchfallen.“ Mit diesen Worten präsentierte Martin Schäfer von der Katholischen Jugendagentur (KJA), die auch das Megafon an der Montanusstraße betreut, am Donnerstagabend im Schul- und Sozialausschuss das neueste Projekt der Jugendarbeiter. Mit 20 Quadratmetern ist es zwar räumlich deutlich kleiner als das Kinder- und Jugendzentrum, aber in den Augen der Verantwortlichen besonders wichtig: Das Burscheider Büdchen an der Luisenstraße 23b soll ab August ein zentraler Punkt in der Stadt für die so genannte aufsuchende Jugendsozialarbeit werden.
Seit Anfang Juni wird der ehemalige Kiosk nach und nach von den Mitarbeitern Nicole Wittmann und Sascha von Schwedler eingerichtet. Gestern sollte beispielsweise eine Küche geliefert werden. Wie beim Megafon bleibt die Stadt als Eigentümerin im Hintergrund. Ziel laut Sascha von Schwedler ist es, „Jugendliche hinter dem Ofen hervorzuholen“, die sonst keinen Kontakt zu Institutionen in der Stadt hätten. Auf diesem Weg wolle man einen Brückenschlag möglich machen.
Hintergrund der Initiative ist der Sozialbericht des Kreises, der im vergangenen Jahr erstmals vorgelegt worden war. Eingegrenzt wurden dabei die sozialen Gegebenheiten anhand von beispielsweise Altersstrukturen oder Betreuungsquoten von Kindern. In der Auswertung haben sich so von insgesamt 87 so genannten Wohnplätzen neun herauskristallisiert, in denen die Werte vom Kreisdurchschnitt abweichen. In Burscheid ist das der so genannte „Wohnplatz Zentrum Nord“. In dem Bereich mit etwas mehr als 6000 Einwohnern lebt fast ein Drittel der Bevölkerung der Stadt. Und: Ungefähr in Drittel ist dort jünger als 30 Jahre alt. Das Problem: Ein im Verhältnis zum Kreisdurchschnitt hoher Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung ist auf die Grundsicherung für Arbeitssuchende angewiesen. Und aus Beratungsgesprächen mit dem Jobcenter geht hervor, dass bei den 15- bis 30-Jährigen darunter Auffälligkeiten bei Alltagskompetenzen und Beschäftigungsfähigkeiten bestehen.
Genau dort wollen die beiden Halbtagskräfte der KJA ansetzten und laut Sascha von Schwedler bei einem „Coffee to go“ ins Gespräch kommen. Martin Schäfer: „Wir sind jetzt in der Phase, wo wir die Kontakte knüpfen zu den Anwohnern.“ Zielgruppe seien unter anderem Alleinstehende, Arbeitslose und alleinerziehende Mütter. Die Öffnungszeiten stehen noch nicht fest. Vor der offiziellen Eröffnung im August soll das Projekt noch konkreter vorgestellt werden.
Finanziell getragen wird das Projekt zu 90 Prozent aus Fördermitteln des Landes und zehn Prozent der Stadt Burscheid.
Neuanfang für das Jugendparlament in der Stadt?
Eine ganz andere Art der „Jugendförderung“ hatte Erika Gewehr (CDU) im Schul- und Sozialausschuss nach den Ausführungen zum Megafon von Leiter Marc Munz im Visier. Munz hatte unter anderem von einem Politi-Dinner berichtet, das am 6. November zwischen den Jugendlichen des Hauses und den Ratsmitgliedern geplant sei. Alle freuten sich schon auf die ungewöhnliche Annäherung. „Meinen Sie, Burscheid wäre wieder bereit für ein Jugendparlament“, fragte Erika Gewehr. Auch vor dem Hintergrund, dass sie als Vorstand in einem Wahllokal bei den Europawahlen ein besonders hohe Wahlbeteilung junger Menschen beobachtet habe. „Von unserer Zielgruppe wird das noch relativ verhalten angenommen“, entgegnete Munz. „Ich halte das aber für dringend notwendig.“
Ulrike Hanke vom Arbeitskreis Kinder- und Jugendhilfe, die als beratendes Mitglied zu dem politischen Gremium gehört, regte eine Diskussion in dem eigenen Kreis an.