Emilia Weigandt hält sich täglich mit Stricken fit
Geburtstag: Am Dienstag wurde die Seniorin 100 Jahre alt. Sie braucht bis jetzt weder Brille noch Hörgerät.
Burscheid. 1908 erhält Melitta Benz das Patent für ihren Kaffeefilter und ein Jupiter-Mond wird entdeckt. 1908 werden auch Herbert von Karajan und Bette Davis geboren. Beide sind längst tot.
Emilia Weigandt dagegen ist putzmunter. Die rüstige Seniorin feierte am Dienstag im Evangelisches Altenzentrum gemeinsam mit ihrem Sohn Jakob (69) und zwei Enkeltöchtern ihren 100. Geburtstag.
Sie blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Als sie am 27.Mai 1908 in einem kleinen Dorf nahe der Wolga geboren wurde, regierte in Russland Zar Nikolaus II. Zwei Weltkriege hat Emilia Weigandt erlebt - im Zweiten verlor sie ihren Ehemann, wurde vertrieben und musste allein für ihre Tochter und ihre beiden Söhne sorgen.
All das hat sie gemeistert. Längst hat sie drei Enkel, vier Urenkel und zwei Ururenkel. Im hohen Alter wagte sie es noch einmal, ihr Leben völlig umzukrempeln. Die damals 92-jährige Wolgadeutsche verließ ihre Heimat bei Nowosibirsk in Richtung Burscheid. Hier lebte sie in Flüchtlingsheimen, später in der städtischen Aussiedler-Unterkunft am Hammerweg.
Vor fünf Jahren zog sie ins Altenzentrum, wo sie sich seitdem mit ihrem pflegebedürftigen Sohn Jakob ein Zimmer teilt. Sie selbst hat immer noch Pflegestufe 0, wie Heimleiterin Birgit Hoferichter erzählt. Keine Brille, keine Hörgeräte, lediglich beim Gehen braucht die 100-Jährige einen Stock. Ihr liebstes Hobby, das Stricken, hält sie fit. Jeden Montag besucht sie - als Älteste - den Handarbeitskreis der Einrichtung, lässt auch sonst in jeder freien Minute die Nadeln fliegen. An ihrem Ehrentag fuhr sie mit der Familie zu ihrer Gemeinde, den Neuapostolen in Hilgen, wo es einen Gottesdienst und gemeinsames Kaffeetrinken gab.