Ernährung Fleischer verstehen sich als Nahversorger der Region

Mit der Aktion "Von hier statt von überall" wird für die nachvollziehbare Herkunft des Fleisches geworben.

Foto: B. Sarx

Bergisches Land. Acht Metzgermeister, acht weiße Kittel, acht Wurstplatten: Zum Auftakt der Aktion „Von hier statt von überall“ hatte die Fleischerinnung Bergisches Land richtig aufgefahren. Aber das kulinarische Schaulaufen hat einen ernsten Hintergrund: Das Fleischerhandwerk verstehe sich als „Nahversorger der Region“, sagt Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, fühle sich aber von den Discountern und ihren Dumpingpreisen in den Hintergrund gedrängt.

Bestätigt fühlt sich die Innung durch einen Test der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Dabei wurden 62 Fleischprodukte von 33 Herstellern aus Supermärkten, Discountern und einem Bio-Supermarkt getestet, vor allem Kochschinken, Salami, Brat- und Bockwurst. Ergebnis: Bei 70 Prozent der Wurstwaren kamen die Fleischzutaten aus zwei bis fünf EU-Ländern.

Dem internationalen Fleischimport der Industrie setzt das Handwerk die regionale Nachvollziehbarkeit entgegen. Wobei der Radius beim Rindfleisch kleiner sei als bei Schweinefleisch und Geflügel, wie Obermeister Dieter Himperich erläutert. Während Rindfleisch oft noch im Bergischen Land gekauft wird, befinden sich die Schweinezüchter eher in der Rheinebene. Grundsätzlich aber, das versichern alle beim Aktionsauftakt anwesenden Fleischermeister, beziehen sie ihr Fleisch allein aus Nordrhein-Westfalen.

Der BSE-Skandal ab dem Jahr 2000 war für viele dabei ein Wendepunkt. Das Vertrauen zum Fleischerzeuger wurde zur Existenzfrage. Denn immer mehr Kunden fragen nach, woher das Fleisch stammt und wie artgerecht die Tierhaltung erfolgt.

Rainer Eickhorn beispielsweise, Inhaber der 1901 gegründeten Wermelskirchener Metzgerei Daum & Eickhorn mit Filiale in Burscheid, vertraut auf einen Kölner Fleischgroßhandel, der seine Tiere aus dem Münsterland bezieht. Von den Schweinezüchtern, deren Fleisch aus St. Augustin geliefert wird, liegen ihm nach eigener Aussage eidesstattliche Erklärungen vor, die sich auf Haltung, Ernährung und Medikamentierung beziehen. Andere Betriebe setzen auf ihnen bekannte Bauern im Bergischen oder halten zum Teil auch noch selbst Tiere.

Das Fleischerhandwerk, so die Initiatoren der Aktion, garantiert dabei nicht nur eine Vielfalt, die sich allein in der Innung Bergisches Land in über hundert Wurstsorten niederschlägt. Es steht auch für eine möglichst umfangreiche Verwertung. Anders als in der Industrie würden in Handwerksbetrieben alle Bestandteile der Tiere sinnvoll verwertet und nicht achtlos weggeschmissen.

Ein Berufsverständnis, das sich nur erhalten kann, wenn es genügend Auszubildende gibt. Daran allerdings mangelt es der Branche sehr.