FM: In zwei Schritten 270 Stellen weniger

Zunächst gibt es Angebote zum freiwilligen Ausscheiden. Bis Ende Juli sollen 170 Arbeitsplätze entfallen.

Burscheid. Drei Tage lang haben sich bei Federal-Mogul die Ereignisse überschlagen, seit Freitagnachmittag steht fest: Es gibt Eckpunkte eines Verhandlungsergebnisses.

Nach Mitteilung des Unternehmens haben sich Geschäftsleitung und Betriebsrat darauf verständigt, dass bis Ende Juli zunächst 170 Stellen abgebaut werden können. Ohne weitere Verhandlungen ist dann bis Ende März 2010 ein weiterer Abbau von bis zu 100 Stellen möglich.

Vorgeschaltet ist aber ein zweiteiliges Freiwilligenprogramm. Wer das Unternehmen freiwillig bis Ende Juni verlässt, erhält Abfindungen, die nach Aussage des IG-Metall-Bevollmächtigen Witich Roßmann doppelt so hoch ausfallen können wie im Rahmensozialplan vorgesehen, mindestens aber 10.000 Euro darüber liegen.

Auch für ältere Arbeitnehmer wurde ein "attraktives Programm" (Roßmann) zur Frühverrentung vereinbart, das ein Ausscheiden über eine Transfergesellschaft, verbunden mit einem Ausgleich zu den Rentenabschlägen, vorsieht.

Wird die Zahl 170 über das Freiwilligenprogramm nicht erreicht, erhalten die übrigen Mitarbeiter das Angebot, in eine Transfergesellschaft zu wechseln. Andernfalls droht ihnen die betriebsbedingte Kündigung. Der Verbleib in der Transfergesellschaft wurde in den Verhandlungen laut IG Metall auf mindestens acht Monate verlängert; maximal kann die Dauer zwölf Monate betragen. Damit würden diese Mitarbeiter frühestens im kommenden Jahr arbeitslos.

Auch das Unternehmen spricht in einer Mitteilung von einem umfangreichen Abfindungspaket für die betroffenen Mitarbeiter, das in einigen Punkten über den geltenden Konzernsozialplan hinausgehe.

Als "ganz wichtige und neue Vereinbarung" würdigte Roßmann eine Rückkehrgarantie für alle, die das Unternehmen verlassen müssen. Innerhalb der nächsten zweieinhalb Jahre haben sie einen Anspruch, bei einer besseren Konjunkturlage und damit verbundenen Neueinstellungen bevorzugt zu werden.

Noch bis Freitagvormittag hatte es gar nicht nach einer Einigung ausgesehen. Am Mittwoch war ein achtstündiger Verhandlungsmarathon ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Danach hatte die amerikanische Konzernleitung der Burscheider Geschäftsführung telefonisch mitgeteilt, dass ihr die Zuständigkeit für die Verhandlungen entzogen sei und die Zentrale die Gespräche übernehmen werde.

Offenbar konnte danach die Burscheider Geschäftsleitung noch eine eintägige Frist herausschlagen. Denn dem Vernehmen nach wurde dem Burscheider Betriebsrat ein Ultimatum gestellt, das letzte Verhandlungsangebot der Unternehmensleitung zu akzeptieren. Am Freitagmittag kam dann das Okay des Betriebsrats.

Roßmann kritisierte gleichwohl, dass das Unternehmen die Möglichkeiten der Kurzarbeit nicht ausgeschöpft habe. Die Verhandlungen hätten sich so lange hinausgezögert, weil es interne Machtkämpfe im Management in den USA gegeben habe und die Geschäftsführung in Burscheid kaum Verhandlungsspielraum gehabt habe. "Uns wurde mit Produktionsverlagerungen gedroht." Roßmann sprach von "brutaler Erpressung".

Andere Darstellungen sprechen davon, dass der Betriebsrat trotz eines ultimativ letzten Angebots der Geschäftsführung weiter gepokert und damit beinahe den völligen Zusammenbruch des bisher Erreichten provoziert habe.