Frost hat sich die jungen Triebe geholt
Obstbauer Norbert Stamm hat durch die anhaltend kalten Nächte bis weit in den Mai hinein große Schäden an seinen Pflanzen. Doch es gibt schon Erdbeeren.
Burscheid. Jetzt ist es tagsüber warm wie im Frühling oder sogar schon Sommer — und in den Nächten kommen die Temperaturen nicht mehr annähernd an die Frostgrenze heran. Doch das war vor wenigen Wochen noch anders. Insbesondere die lange Phase der nächtlichen Fröste bis in den Mai herein hat vielen Obstbauern schwere Verluste beschert — trotz aller prophylaktischen Maßnahmen.
Obstbauer Norbert Stamm vom Mönchhof spricht von Schäden in einer Größenordnung zwischen fünf und 15 Prozent auf seiner Anlage. Jammern will er aber nicht. „Viele Kollegen hat es härter getroffen. Ich habe einen Freund, dessen Apfelernte ist sogar komplett hinüber.“
Bei seinen Äpfeln ist der Burscheider allerdings gut aufgestellt, wie man heute so sagt. „Die haben es gut überstanden.“ Dank einer Beregnungsanlage, die er schon seit vielen Jahren hat. Pro Hektar stehen 30 Beregner im Abstand von etwa 20 Metern. Während früher eine Meldeanlage für Alarm sorgte, ist hier heute das Smartphone ein willkommener Helfer in der Not. „Ich bekomme auf mein Handy eine SMS geschickt, sobald die Temperaturen zu weit in den Keller gehen.“ Dann muss die Bewässerung eingeschaltet werden — paradox, wie der Laie im ersten Moment denken mag: Wasser und Frost, wie passt das zusammen? Doch bei der Frostschutzberegnung nutzen insbesondere Obstbauern den physikalischen Prozess der Erstarrungswärme. Das Wasser, das fein auf die Bäume rieselt, gefriert als Eispanzer um die Blüte und setzt dabei Wärme frei.
Bei den Erdbeeren funktioniert das mit der Beregnung nicht. Hier muss Stamm noch selbst Hand anlegen und das tun, was Gärtner oder Eigenheimbesitzer in diesem Moment machen: Die Pflanzen müssen mit Vlies abgedeckt werden. Nicht immer hat das geklappt. Blüten mit einem schwarzen Punkt in der Mitte zeugen von einem Frostschaden und Absterben der Blüte.
Für jeden sofort sichtbar sind die Schäden an den Heidelbeersträuchern. „Auch die können wir nicht beregnen“, sagt Stamm. Problematisch seien hier zwei Entwicklungen gewesen. „Wegen der kühlen Witterung in den vergangenen Wochen hat sich die Blüte hingezogen.“ Dann kamen jedoch die jungen Triebe und die Blüte — und der Frost. Tödlich für viele von ihnen, da sie noch überhaupt nicht „abgehärtet“ waren. Problematisch war laut Stamm auch gewesen, dass es bis in den Mai hinein sieben bis acht Frostnächte gab mit Temperaturen von 0 Grad um Mitternacht bis minus sieben Grad in den frühen Morgenstunden. Eine kürzere Frostphase hätte die Pflanzen wohl nicht geschädigt. „Aber in dieser Phase waren sie zu lange der Kälte ausgesetzt.“
Ob es auch qualitative Einbußen gibt, kann Stamm jetzt noch nicht sagen. So genannte Krüppelfrüchte zeigten sich erst später.