Gitarrist Vicente Patíz: „Das ist eine reiche Fantasiewelt“
Der Gitarrist und Weltrekordler Vicente Patíz über den späten Zugang zur Musik, seinen Stilmix und den Sprung ins Guinness-Buch der Rekorde.
Burscheid. Während Burscheid am Freitagabend wieder seine winterliche Seite zeigt, lässt Jörg Patitz alias Vicente Patíz die Gäste in der Buchhandlung Ute Hentschel durch seine Gitarrenmusik vom Sommer träumen. Der aus dem Erzgebirge stammende Künstler stellte Stücke seiner sieben bisherigen Alben vor.
Der vielfach preisgekrönte Solokünstler ergänzt sein Gitarrenspiel mit rasanten Percussion-Parts und exotischen Instrumenten wie dem Didgeridoo und der Hulusiflöte. Über Kunstgriffe wie eine Loob-Station, mit der Patíz sein Gitarrenspiel aufnimmt, um es wiederholen zu können, während er andere Melodien oder Klänge erzeugt, verschmilzt er verschiedenste Stilrichtungen wie Jazz, Funk und Flamenco zu mediterranen Klangkombinationen.
Herr Patíz, warum haben Sie sich erst so ungewöhnlich spät mit 18 Jahren für das Gitarrenspiel begeistert?
Vicente Patíz: Weil vorher der Wintersport mein Leben war und ich erst über die Rockbandgründung meines Bruders zur Musik kam. Nach dem wir unseren ersten erfolgreichen Auftritt hatten, wurde mir klar, dass Musik mein Leben ist.
Haben Sie sich das Gitarrenspiel durch „learning by doing“ angeeignet oder ganz klassisch mit einem Lehrer?
Patíz: Tatsächlich hauptsächlich durch „learning by doing“, aber auch durch Studien und Workshops bei hervorragenden Gitarristen wie zum Beispiel den auch hier in Burscheid bekannten Rafael Cortes. Mit ihnen habe ich mich ausgetauscht, sodass letztlich beide Seiten voneinander profitiert haben.
Aktuell verbinden Sie ja verschiedenste Stilrichtungen wie Jazz, Flamenco und Weltmusik. Wie kam es zum Wandel von der Rock- zur Weltmusik?
Patíz: Es ist ja nichts Neues, dass es diese Vermischung verschiedener Stilrichtungen gibt. Ganz viele Bands haben schon weltmusikalische Elemente in ihre Rockmusik integriert. Deep Purple hat es vorgemacht, als sich der Gitarrist zum Beispiel an der Musik von Johann Sebastian Bach orientierte. Ich persönlich habe auch davon profitiert, dass ich in verschiedensten Bands wie Jazz-, Country-, Pop- oder auch Rockbands gespielt habe. Daraus hat sich dann ein kunterbunter Stil entwickelt, den ich am ehesten als gut gelaunte, mediterrane Gitarrenmusik bezeichnen würde.
Dieser gut gelaunte, mediterrane Klang wird auch durch so exotische Instrumente wie das Didgeridoo, die Hulusiflöte und Wasserklänge erzeugt. Ist es möglich, sich diese Instrumente ohne Lehrer beizubringen?
Patíz: Ja, das ist es. Alle Instrument bedürfen meist einer logischen Herangehensweise. Beim Didgeridoo geht es einfach um das Experimentieren mit dem Instrument. Und wenn man wie ich keine Scheu davor hat, dann kann man sich so einem Instrument wirklich schnell auf einem recht guten Niveau nähern.
In Ihren Konzerten nehmen Sie Ihre Konzertbesucher mit auf eine Reise. Woher kommt diese Verbindung Ihrer Musik mit dem Reisen in verschiedenste Teile der Erde?
Patíz: Ich reise gerne und sauge dabei die fremden Kulturen auf. Konzertant bin ich sehr viel im europäischen Raum unterwegs, aber ich mache auch bald eine Motorradtour nach Indonesien, Kambodscha und in die Mongolei. Ein Großteil meiner Musik basiert aber auf der Inspiration, wie etwas wohl klingen könnte. Das ist eine reiche Fantasiewelt, der ein inneres Klangideal entspringt, aus dem heraus ich dann meine Stücke komponiere.
Hat Ihr Weltrekord, innerhalb von 24 Stunden acht 45-minütige Konzerte in acht Ländern zu absolvieren, etwas mit Ihrem Drang zu tun, die Welt zu erkunden?
Patíz: Es gab da mehrere Motivationen. Einerseits fand ich die Idee spannend, als Musiker eine völlig verrückte Tour zu machen. Es gab ja vorher schon einmal so einen Weltrekord mit sechs Konzerten in sechs Ländern innerhalb von 24 Stunden. Ich fand das aufregend, einen neuen Weltrekord mit acht Konzerten in acht Ländern aufzustellen, und einfach eine coole Idee. Ich habe das dann als ein Reiseerlebnis mit Freunden verbunden.
Der Grundgedanke war jedoch, meine Musik einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Und es hat sich letztlich wirklich gelohnt, die Musik als grenzenlose Sprache auch einmal mit dem Wettbewerbsgedanken eines Sportlers zu verbinden. Meine Musik ist durch die internationale Berichterstattung und die Eintragung ins Guinness-Buch der Rekorde noch bekannter geworden.