Härtetest am Fuß des Tafelbergs

Sven Riedesel sucht ein neues sportliches Abenteuer. Ende März nimmt er am Cape Epic in Südafrika teil – der Tour de France der Off-Road-Fahrer.

Burscheid. Er stürzte sich mit dem Extremsport-Guru Achim Heukemes in den gnadenlosen Frost-Marathon, den Yukon Arctic Ultra in Kanada, strampelte auf dem Rad mit Joey Kelly beim Race Across America quer durch die USA. Viermal nahm Sven Riedesel beim legendären Ironman-Triathlon auf Hawaii teil. Das waren seine stärksten Zeiten.

Aber auch mit 45 Jahren legt er die Füße längst nicht hoch. Sein Trainingspensum hat Riedesel auf 15 Wochen-Stunden runtergefahren, treibt sich aber immer noch zu Bravourleistungen, von denen Hobbysportler nur träumen.

"Ich lebe von meiner ausgezeichneten Substanz", sagt der Neu-Burscheider, der lange in Wermelskirchen gelebt hat. Auf seinem Lieblingssportgerät stellt er sich vom 21. bis 28.März der Konkurrenz beim Cape Epic.

Am Fuß des Tafelbergs in Südafrika startet das anspruchsvollste Etappenrennen auf dem Mountainbike. "Es ist die Tour de France der Off-Road-Fahrer", weiß Riedesel aus Erzählungen. 743 Kilometer mit 16.650 Höhenmetern warten an den acht Tagen.

Von Kapstadt aus geht es rauf in die Berge, mitten durch die Pampa, von Villiersdorp über Greyton, Oak Valley bis nach Lourensford. Weitgehend über Land, das privat ist und nur für Cape Epic von den Besitzern geöffnet wird. Für die Schönheiten der Nationalparks wird Riedesel keinen Blick haben. "Du musst jede Sekunde konzentriert sein."

Zumindest die Sonnenaufgänge wird er genießen können. Übernachtet wird in Zelten; um 5.30 Uhr ist Wecken, ehe sich der Tross jeden Morgen um 7 Uhr mit drei Liter Wasser im Marschgepäck in Bewegung setzt.

600 Teams nehmen die Herausforderung an. Mit seinem Partner, dem Opladener Zahnarzt Axel Schienbein (47), steigt Riedesel bei den Masters (ab 45 Jahren) in den Härtetest ein. Nur gemeinsam sind sie stark. Drei Minuten dürfen die Zweier-Teams auseinander sein.

Sein Ticket für Südafrika hat das Duo über Adidas gelöst. Neben der Absa-Bank Hauptsponsor des Rennens, bezuschusst Adidas Riedesel/ Schienbein als einziges deutsches Team in der Masters-Klasse. Ihren Flug müssen sie zwar selbst zahlen, die 700 Euro Startgeld werden jedoch übernommen.

Dass sie sich als Mittvierziger unter den vielen Profis nicht an die Spitze setzen werden, macht den beiden nichts aus. "Wir wollen das Erlebnis genießen und am Ziel ankommen."

Dafür opfert der Unternehmer die Freizeit, die ihm sein Radsporthaus Campana im Burscheider Industriegebiet gestattet. Vor sechs Jahren hat Sven Riedesel das Traditionsgeschäft (dieses Jahr 70 Jahre) übernommen; seit Januar 2008 ist er alleiniger Inhaber.

Riedesel beschäftigt acht Mitarbeiter, betreibt neben dem Verkauf eine große Werkstatt. Um näher an seiner Arbeitsstätte zu sein, ist er im April vergangenen Jahres mit Ehefrau Heike und Tochter Svenja nach Paffenlöh gezogen.

Das Schwimmen hat er aufgegeben. Riedesel läuft und tritt in die Pedale. Auf dem Straßenrennrad trifft man ihn eher selten an. "Am besten erhole ich mich im Wald." So ist Sven Riedesel zum Mountainbike-Spezialisten geworden. Vergangenes Jahr hat es ihn noch einmal gejuckt. Riedesel wollte bei der WM im Kurz-Triathlon in Hamburg wissen, wo er steht.

Das Ergebnis ernüchterte. Der 34.Platz in der Altersklasse bei den Amateuren befriedigte ihn und seine Ansprüche nicht mehr. Riedesel bleibt nun bei den Torturen, die sich auf dem Sattel bewältigen lassen.

Das nächste nach Cape Epic wird ein 24-Stunden-Rennen auf dem Mountainbike sein. Im Olympiapark in München (21./ 22. Juni) rollt er sich ein. Wenn’s läuft, wird er auch die 24-Stunden-WM in Rosenberg/Oberpfalz (22./ 23. August) mitnehmen. 23 Stunden sitzt er dann effektiv auf dem Rad.