Hochwasser: 14 Schafe vom Deich gerettet
Bis Donnerstag war Jörg Seemann für die DLRG im Einsatz. Ab Freitag unterstützt er die Luftrettung.
Burscheid. „Ich war überwältigt zu sehen, wie viel Land überflutet ist“, sagt Jörg Seemann. „Im Fernsehen kann man das gar nicht nachvollziehen. Einmal sind wir mit den Booten vier Kilometer nur über Wasser gefahren, um ein überflutetes Dorf zu erreichen.“
Von Sonntag bis Donnerstag früh war der 42-jährige Burscheider für die DLRG-Ortsgruppe Wermelskirchen in Sachsen-Anhalt im Einsatz — und berichtet staunend von den Eindrücken vor Ort: „Da haben Menschen ihre Existenz verloren und sind trotzdem hilfsbereit. Unglaublich, was dort in der Bevölkerung geschieht.“
Eigentlich arbeitet Seemann auf der Wache 1 der Berufsfeuerwehr in der Kölner Innenstadt. Als Wasserretter folgte er aber am Wochenende der Alarmierung zum Ausrücken in die Hochwassergebiete. Und zog mit seinen Kameraden von Dorf zu Dorf, um Bewohner zu evakuieren und zu retten. Und nicht nur sie.
An einer Stelle waren 14 Schafe auf einem knapp 1,50 Meter breiten und 20 Meter langen Deichstück gefangen, das nicht von den Fluten überschwemmt worden war. Sie drohten zu verenden, weil ihnen die Nahrung fehlte.
„Die Tiere mussten wir richtig nach Lassomanier einfangen“, erzählt Seemann am Telefon von seinem ungewöhnlichsten Einsatz. „Wir haben auf dem Deich erst einen provisorischen Stall gebaut und dann den Leithammel hineingelockt.“ Als die Herde beisammen war, wurden die Tiere nach und nach an den Läufen gefesselt und im Pendelverkehr mit zwei Booten ans Festland gebracht. „Dort haben wir sie dann laufengelassen.“ Vier Stunden waren er und seine Kameraden allein mit dieser Aktion beschäftigt.
Donnerstagmittag trat Seemann wieder den Heimweg nach Burscheid an — nur um Freitag früh erneut aufzubrechen, diesmal zum Luftwaffenstützpunkt Faßberg in Niedersachsen. Von dort wird er als Teil der hubschraubergestützten Wasserrettung NRW wieder in die Hochwassergebiete fliegen und diesmal am Seil hängend als Luftretter bei Evakuierungen helfen.
Eigentlich arbeitet die Luftrettung zwar mit der Bundespolizei in Hangelar zusammen. Aber dort fehlt es wegen des Hochwassers schon an Hubschraubern. Jetzt hilft die Bundeswehr aus.