Horst Gatzke: Der Herr der Rotorblätter
Seit der Geburtsstunde der Modellhelikopter ist der Burscheider Horst Gatzke dabei.
Burscheid. Die Frage verwirrt ihn etwas. Woher er die Bauteile hat? „Ich baue die Motoren selbst.“ Aber die Teile dafür? „Die stelle ich selbst her.“ Horst Gatzke übt sein Hobby mit beeindruckender Detailverliebtheit aus. Bis auf ein paar Schrauben aus dem Baumarkt hat er alles an seinen Modellhubschraubern und -flugzeugen eigenhändig gebaut. Nur einmal hat er einen Motor in den USA gekauft: „Der hatte eine grausam schlechte Qualität. Den musste ich komplett neu aufbauen. Amerika können Sie vergessen“, sagt Gatzke.
Auch die Burscheider Tanja Koll und René Kahle sind dem Hobby Modellhelikopter verfallen. Durch einen Artikel über die beiden im Bergischen Volksboten haben sie Horst Gatzke kennengelernt und waren sofort fasziniert. „Er baut Sternmotoren selbst!“, schrieb Tanja Koll an unsere Zeitung.
Das technische Know-how hat Horst Gatzke von der Pike auf gelernt. In den 50er Jahren war er Maschinenbauer. „Zu Zeiten, als die benötigten Werkzeuge noch selbst hergestellt wurden.“
Und nicht viel später begann auch seine Leidenschaft für die Modellfliegerei. „Ich war quasi bei der Geburtsstunde dabei“, erinnert sich Gatzke, der den Jungfernflug des weltweit ersten Modellhubschraubers gesehen hat. Noch bevor ihn der Erfinder Dieter Schlüter 1972 auf der Spielwarenmesse in Nürnberg der Öffentlichkeit präsentierte. Wenig später baute Gatzke sein erstes eigenes Modell.
Dann legte er sein Hobby zunächst auf Eis. „Ich habe eine kleine Firma und eine Familie gegründet, da blieb einfach keine Zeit“, erinnert sich der Burscheider. Doch das Basteln hat er nie ganz aufgegeben: In den 70er Jahren, lange vor dem durch Michael Schumachers Erfolge in der Formal Eins ausgelösten Boom, baute er seinen Kindern ein Kart. „Sowas gab es damals ja nicht zu kaufen.“ Noch heute fahren seine Enkelkinder damit.
Gisela Gatzke kann sich nicht erinnern, wann ihr Ehemann mal nicht an irgendwas gebaut hätte: „Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich ihn gebeten habe, Holzbretter aus dem Bad zu räumen, damit ich baden kann.“ Viel Zeit investiert der 75-Jährige aber erst wieder seit der Rente in sein Hobby.
Dabei sind ihm die Wurzeln der Modellfliegerei immer wichtig geblieben: „Man kann die Modelle heute ja auch in China bestellen, aber da bekommt man keine Qualität.“ Drei Jahre hat er an seinem neusten Modell gearbeitet. Einem Nachbau eines russischen Helikopters mit zwei Rotorblättern übereinander. Viel Zeit hat dabei die Planung in Anspruch genommen, denn selbst den Motor hat Gatzke am Reißbrett entworfen. „Es gibt dazu keine Literatur. Wenn das Modell hinterher wirklich fliegen soll, muss man schon einige Berechnungen anstellen.“
Aktuell arbeitet er an einem besonders emotionalen Projekt. „Wahrscheinlich mein letztes Modell“, sagt Gatzke. Er baut einen Motor für den Rumpf von seinem allerersten Hubschrauber aus den 70er Jahren. Den hat er seitdem aufgehoben.
Das ist nicht bei allen Modellen geglückt. Beim Ansehen von alten Fotos stößt er auf ein besonders schönes Modellflugzeug: „Der lebt nicht mehr, der ist mir weggeflogen. Bei dem bergischen Wetter geht das ganz schnell und man sieht das Modell nicht mehr.“
Auf diese Weise hat Horst Gatzke einige Modelle verloren. Nur verkauft hat er nie eines seiner Flugzeug- oder Hubschraubermodelle. „Dafür ist die Zeit zu schade.“