Fritz Halbach: Ein Roman voller antisemitischer Klischees
Ein aktueller Beitrag beleuchtet die Schattenseiten des Hilgener Autors.
Burscheid. „Romerike Berge“ heißt die Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins — und wohl selten traf sie mit ihren historischen Beiträgen so genau den Nerv einer aktuellen Diskussion wie diesmal.
In der gerade erst erschienenen dritten Ausgabe 2012 widmet sich Anne Marie Frese, Vorsitzende der Burscheider Abteilung des Vereins, unter der Überschrift „Fritz Halbach — ,nur’ ein Heimatdichter?“ den Schattenseiten des Hilgener Autors.
Im Februar 1920 wurde in München die NSDAP gegründet. Der gebürtige Hilgener Halbach lebte zu der Zeit auch in München und ließ sich von der neuen politischen Bewegung sofort anstecken.
Sein erster Roman aus demselben Jahr trug den Titel: „Jud Günther — Der böse Geist der Etappe. Ein Roman nach Tagebuchblättern aus dem Weltkrieg.“ Ein Buch, das wegen seiner NS-Ideologie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ebenso auf den Index kam wie Halbachs zweites Werk, der 1921 erschienene Roman „Genosse Levi“.
Diesem Buch widmet sich Freses Beitrag schwerpunktmäßig. Sie rekapituliert den Inhalt und kommt zu dem Schluss: „Halbach bedient sich vollständig der pathetischen Diktion des Nationalsozialismus und bringt alle Klischees der Zeit in seinem Roman unter.“
Es geht um den jungen Schmied Georg Eisenbeiß, der bei dem Sohn eines reichen jüdischen Unternehmers unterkommt. Dort stößt er auf den Kontrast zwischen Siegfried Levis luxuriösem Lebensstil und dessen öffentlichen sozialistischen Reden. Schließlich kehrt Georg, entflammt für die neue nationalsozialistische Bewegung, in sein Heimatdorf zurück.
Nach all seinen Erfahrungen mit „Judengenossen“ und „jüdischen Verderbern“ bekennt er: „Scholle und Heimat! Hammer und Amboss! Volk und Vaterland! Nun will ich euch zeigen, dass ich der rechte Schmied bin.“ Das neue Deutschland, das bevorstehe, sei „ein herrliches Evangelium des Volks und der Rasse!“
Diese Überzeugung seines Romanhelden behält auch Halbach selbst für die nächsten zwei Jahrzehnte bis zu seinem Unfalltod bei. Zunächst für den Nationalen Block, ab 1933 für die NSDAP sitzt er im Burscheider Stadtrat. Der Partei war er aber nach Angaben der Antragsteller auf Umbenennung der Fritz-Halbach-Straße bereits 1921 beigetreten.
Bei seiner Beisetzung am 2. Januar 1943 kommt es zu einem langen Geleitzug seiner Parteigenossen von seinem Haus in Hilgen bis zum Burscheider Friedhof. Der Sarg, berichten Augenzeugen, sei mit der Hakenkreuzfahne bedeckt gewesen.
Für Anne Marie Frese ist der von der Partei betriebene Aufwand bei Halbachs Beerdigung ein weiterer Beleg, dass er das nationalsozialistische Gedankengut „nicht nur in Romanen, sondern auch im Alltagsleben vertreten hat“.