„International Hot Jazz Quartet + 2“ Hot Jazz Quartet: Ein musikalischer Agent und viele fliegende Finger

Das „International Hot Jazz Quartet + 2“ mit Engelbert Wrobel begeistert am Mittwochabend im Haus der Kunst.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Auf das Burscheider Publikum kann sich Engelbert Wrobel einfach verlassen. Dass beim Vorverkaufsstart für das Konzert des „International Hot Jazz Quartet + 2“ durchaus erst eine gewisse Angst mitschwang, das stritt der Klarinettist nicht ab. Anders als bei den anderen Konzerten seiner aktuellen Tour übernahm der Wahl-Burscheider hier, im Haus der Kunst, das unternehmerische Risiko.

Am Mittwochabend dann stand Engelbert Wrobel mit einem zufriedenen Lächeln auf der Bühne. Seine Hoffnungen hatten sich erfüllt. Der Saal war voll, das Konzert lange im Voraus ausverkauft. Entsprechend gelöst schritt der Musiker zur Tat, konnte er doch auf das rheinische Naturell seiner Zuhörer vertrauen, die vom ersten Stück an ihrer Begeisterung Ausdruck verliehen.

Burscheid ist ein wohlwollendes Publikum, was auch Wrobels Mitstreiter, allesamt „Champions League“, wie der Klarinettist sagte, schnell bemerkten. Trompeter Duke Heitger, Posaunist Dan Barrett, Pianist Paolo Alderighi, Kontrabassistin und Sängerin Niki Parrott und Schlagzeuger Bernard Flegar haben sich in der Jazz-Szene international einen Namen gemacht. Sie konnten beim Spielen die Augen schließen, sich ganz auf die Musik konzentrieren und sich treiben lassen. Das schindete Eindruck, vor allem bei Paolo Alderighi. Seine Finger flogen bei „Ol’ Man River“ mit einer Schnelligkeit über die Tastatur, dass man als Zuschauer nur noch staunen konnte. Diese Hingabe wurde mit Applaus und Bravo-Rufen reich belohnt.

Gleiches Lob galt Niki Parrot und Duke Heitger, die gemeinsam Ella Fitzgeralds „They can’t take that away from me“ sangen. Voller Euphorie benannte die Australierin Engelbert Wrobel um, als dieser nach den Solos seiner Musikerkollegen wieder die Bühne betrat. Er sei der „James Bond of Burscheid“, woraufhin er schnell seinen blauen Anzug glatt strich. Engelbert Wrobel gefiel sich durchaus als musikalischer Agent. Seine selbst gesetzte Mission: Die unbekannteren Stücke der „Original Dixieland Jazz Band“, der der Abend ja gewidmet war, der breiten Öffentlichkeit ans Herz zu legen.

Dass die Stücke in der Originalfassung für den heutigen Musikgeschmack nicht immer so passend sind, zeigte sich bei „Liverly Stable Blues“ aus dem Jahre 1917. Chaotisch kam die Melodie daher. Die Instrumente spielten durcheinander, es war laut und nicht zu genießen. Im Kontrast dazu stand die neu arrangierte Fassung, in der jedes Instrument seinen Raum bekam. Was vor 100 Jahren die Zuhörer begeisterte, kann heute also die Ohren irritieren.

Was aber nach wie vor geht, sind Folksongs wie „Franky und Johnny“. Dan Barrett sang und Engelbert Wrobel übersetzte auf Deutsch oder besser gesagt auf Kölsch. In durchaus derber Umgangssprache erzählte er die Geschichte eines Ehebruchs, die mit einem Gewehrschuss in den Unterleib des Mannes endete. Ernste Konzerte nach Drehbuch sind nun mal nichts für Engelbert Wrobel.