Hunderte feiern in Dierath

Beim Feuerwehrfest wurde am Samstagabend mit Live-Musik gefeiert. Sonntag durften die Kinder dann ran und sich selbst am Schlauch versuchen.

Hunderte feiern in Dierath
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Helmut Burchardt kennt es gar nicht anders. „Das hat es immer schon gegeben“, sagt der Dierather mit den breiten Schultern. Die Hände in die Hüfte gestemmt, steht er auf dem Schulhof der Grundschule Dierath. Hier dürfen sich die freiwilligen Feuerwehrleute von der Wache gleich nebenan verwirklichen. Sie sorgen dafür, dass der Schulhof so voller Menschen ist wie kaum an einem anderen Tag — ob in oder jenseits der Sommerferien.

Helmut Burchardt sucht sich eine Treppenstufe am Rande des Hofs aus. Hier lässt sich die Veranstaltungsfläche besser überblicken. Vor sich sieht er Hunderte Besucher, die sich ganz offensichtlich das Datum des Feuerwehrfestes in Dierath im Kalender vorgemerkt haben. Es ist Samstag, kurz nach 20 Uhr. Die Band „Fachwerk“ bereitet sich noch jenseits der Bühne auf ihren Auftritt vor. Die Remscheider Musiker sind schon bekannte Gesichter in der kleinen Burscheider Ortschaft. Zum zweiten Mal in Folge spielen sie auf dem Schulhof. Zum Repertoire gehören unter anderem Lieder von Pink Floyd, Sunrise Avenue und Rosenstolz. Musik, die, wie sich später herausstellen soll, das Publikum mittleren Alters gerne hört — aber als Hintergrundbeschallung.

Als die Remscheider gegen 20.30 Uhr die Bühne betreten und die Saiten anschlagen, nimmt kaum ein Besucher Notiz von ihnen. Der Raum vor der Bühne bleibt leer, hier tummeln sich die Fotografen. Das Blitzlicht zuckt auf. Sängerin Bianca Rosa Klever reißt die Arme in die Höhe — Showeinlagen müssen fürs Foto schon sein. Der normale Besucher gibt sich derweil dem Kölsch hin und schenkt seinem Nachbarn sein Ohr. Dafür sind sie hier, für einen netten Plausch an einem angenehmen Sommerabend. Die Bierbänke sind schon früh belegt, je weiter der Abend voranschreitet, füllt sich auch der Hof an sich mehr und mehr. Die 40 Männer und Frauen, die dem Löschzug bei der Ausrichtung des Festes helfen, geraten ins Rotieren. Schweißperlen sind auf der Stirn zu sehen, als einer von ihnen zum wiederholten Male hintereinander einen Meter Kölsch-Gläser über den Hof trägt. „Ich freue mich schon auf den Feierabend“, sagt Helmut Burchardt. Ein Feuerwehrfest bedeutet viel Arbeit.

Am Dienstag hätten die 25 Aktiven des Löschzuges angefangen, die Zelte aufzubauen und erste Vorbereitungen zu treffen. Am frühen Samstagmorgen werden sie wohl mit dem Besen durch müssen, so der Löschzugführer, um den letzten Besucher zu bitten, nach Hause zu gehen. So läuft es jedes Jahr — aber immer friedlich, wie Burchardt betont.

Helmut Burchardt über den neuen Einsatzwagen und seinen Enkel

Um zehn Uhr morgens geht es dann schon wieder weiter für die Ehrenamtler. Am Sonntag stehen die Familien im Mittelpunkt, auch das ist gute Tradition in Dierath. Das Spritzenmännchen steht am Samstag noch im Gerätehaus. Der Feuerwehrmann aus Holz hat den Mund weit geöffnet, er dient den Kindern als Zielscheibe. Wer sich mal als Retter versuchen möchte, nimmt den Feuerwehrschlauch in die Hand — am besten mit Papas Unterstützung im Rücken — und zielt auf den Mund des Spritzenmännchens. Hat er genug Wasser geschluckt, kippt er um. Die Kunst hier ist es, den Schlauch gerade zu halten. „25 Liter Wasser die Minute kommen da raus“, erklärt Helmut Burchardt. Für einen erfahrenen Feuerwehrmann wie ihn ist das nur ein kleines Strahlrohr und eine kleine Menge Wasser. Es gebe Strahlrohre, aus denen 800 Liter pro Minute spritzen. „Das braucht schon drei starke Männer, die den Schlauch halten“, sagt der Löschzugführer. Zum Vergleich: Ein herkömmlicher Gartenschlauch schafft höchstens zehn Liter pro Minute. Kraft ist es also, die ein freiwilliger Feuerwehrmann braucht.

In Dierath wird zwischen Mann und Frau kein Unterschied gemacht. „Mit Paffenlöh waren wir die ersten, die Frauen aufgenommen haben“, sagt der Dierather. Aktuell sind es zwei Damen: Petra Adolfs und Celina Fama. „Sie machen den gleichen Dienst wie wir Männer. Wenn Alarm ist, müssen wir alle raus. Da wird nicht erst Kaffee gekocht.“

Unmittelbar vor der Tür des Gerätehauses gibt es seltener was zu tun. „In unserem Gebiet haben wir alles im Griff“, sagt der Löschzugführer. Wenn die Dierather ausrücken, ist meist Schützenhilfe der Grund. Gut findet er, dass die Einsatzfahrzeuge in ganz Burscheid in etwa gleich ausgestattet sind. Das neue Fahrzeug der Dierather können die Kinder am Sonntag erstmals sehen. Dass es der Blickfang sein wird, weiß Burchardt längst. „Mein Enkelchen saß schon drin. Er wird auch Feuerwehrmann. Genau wie mein Sohn.“