Hunderte Jugendliche ziehen mit Kerzen zum Dom

Die Burscheider machen sich zu Fuß auf den Weg nach Altenberg und stellen dort die größte Gruppe.

Altenberg. Leise hört man im Hintergrund das sanfte Rauschen der Dhünn. Nur ruhiges Gemurmel durchbricht die Stille, als die Kerzen weitergegeben werden. Langsam entzündet sich Kerze für Kerze auf dem Parkplatz des Märchenwalds in der Nähe des Altenberger Doms.

Kurze Zeit später leuchten am Ufer des Flusses viele kleine Lichter und bewegen sich gemächlich vom Parkplatz in Richtung Dom. Aus jeder Himmelsrichtung haben sich katholische Firmlinge und evangelische Konfirmanden aufgemacht, um gemeinsam am Freitagabend den Jugendkreuzweg zu gehen.

Aus Leichlingen, Kürten, Wermelskirchen, Odenthal und Burscheid sind die Jugendlichen angereist: Anders als die anderen Gemeinden haben die Burscheider, traditionell die stärkste Gruppe, eine besondere Art der Anreise auf sich genommen. Weder mit dem Pkw noch mit dem Bus sind sie nach Altenberg gekommen, sondern zu Fuß vom Thomashof durch das Eifgental nach Altenberg gewandert. „Eine Stunde haben wir ungefähr gebraucht“, sagt der 13-jährige Christoph. „Eigentlich hat es Spaß gemacht zu wandern.“ Vielleicht würde er den Weg sogar noch einmal nehmen. „Aber dann lieber nicht an einem Freitag.“

Am Ende der Wanderung erwartet die Jugendlichen nicht nur der Lichtergang entlang der Dhünn zum Dom, sondern auch der Schlussgottesdienst. In diesem Jahr steht der Jugendkreuzweg unter dem Motto „Aus seiner Sicht“ — zugleich Thema des ökumenischen Gottesdienstes.

Inspiriert wurde das Thema von den Bildern des Künstlers und Theologen Stefan Weyergraf: Er hat neun Bilder zum Leidensweg Jesu gestaltet, die den Betrachter in die Rolle Jesu versetzen und ihm dessen Sicht auf das Geschehen vermitteln.

Der Gottesdienst im Altenberger Dom findet durch seine kreative Gestaltung viel Anklang bei den Jugendlichen: Leise und gespannt verfolgen sie den Verlauf.

Pfarrer Temur Bagherzadeh erklärt in seiner Andacht, dass man den Jugendkreuzweg gegangen sei, um die Leiden Jesus auf seinem Weg zur Kreuzigung ein Stück weit nachzuempfinden: „Aus seiner Sicht wollen wir den Gang betrachten. Gemeinsam wollen wir versuchen zu verstehen, dass Jesus für uns gelitten hat.“ Denn schließlich sei der junge Mann aus Nazareth nicht nur Gottes Sohn gewesen, sondern vor allem auch ein Mensch mit Herz und Gefühl, der ebenso Schmerz und Leid empfinden konnte.

Durch kleine pantomimische Darstellungen wird den Jugendlichen vor Augen geführt, dass sich die Leiden in der heutigen Zeit zwar geändert haben, aber der Schmerz derselbe geblieben ist.

Neben diesen Szenen wird der Gottesdienst von den Jugendchören Burscheid, Wermelskirchen und Leichlingen unterstützt. Stimmgewaltig helfen sie bei der jugendgerechten Gestaltung des Jugendkreuzweges mit.