Industriegeschichte: Der Motor des Lebens in der Stadt
Der Bergische Geschichtsverein hat die Industrialisierung Burscheids in einem Band zusammengefasst.
<strong>Burscheid. Das Textilunternehmen Urbahn und Kotthaus ist - obwohl es bereits im Jahr 1952 Konkurs anmelden musste - vielen Burscheidern noch immer ein Begriff. Genau wie die Weberei Pott und Hinrichs, die Färberei Rader oder die Schuhfabrik Louis Frankenstein. Sie alle haben im 19. und 20. Jahrhundert Burscheider Industriegeschichte geschrieben und vielen Menschen als Arbeitgeber gedient. Grund genug, die Entwicklung der Unternehmen von ihrer Entstehung an festzuhalten. Der Bergische Geschichtsverein hat sich dieser Aufgabe angenommen und auf knapp 70 Seiten zusammengefasst, wie sich die Industrialisierung in Burscheider in den letzten beiden Jahrhunderten zugetragen hat. Als Vorlage diente eine Ausstellung zum gleichen Thema, die der Verein anlässlich des Stadtjubiläums im August 2006 organisiert hatte.
Am Dienstag wurde der Band in der Buchhandlung Ute Hentschel vorgestellt. Neben den Herausgebern Anne Marie Frese, Sabine Wurmbach, Rolf Engelhardt und Barbara Sarx vom Geschichtsverein waren unter den zwei Dutzend Interessierten auch einige Nachfahren der Unternehmerfamilien, die die Recherchearbeit maßgeblich unterstützt haten.
Etwa um 1860 hielt die Mechanisierung der Webstühle Einzug, die nun durch Dampfmaschinen angetrieben wurden. Die neuen Fabriken lösten die Heimarbeit ab.
Ein Glücksfall für die Arbeiterschaft war die soziale Ader von Carl Urbahn, dem Sohn des Firmengründers. Er kümmerte sich um jene Weber, die nach Einführung der mechanischen Webstühle ihre Arbeit verloren hatten und setzte sich auch für die Einrichtung gewerblicher Unterstützungskassen ein.
Mit Erwin Hempel wollte sich auch ein Zeitzeuge der Textilindustrie die Buchvorstellung nicht entgehen lassen. Zu seiner Ausbildungszeit als Weber Anfang der 1950er Jahre waren es meist Frauen, die an den Webmaschinen arbeiteten. "Später bediente ein Weber 60 Maschinen", erinnert er sich.