Interview: Die einen betteln, die anderen brechen ein
Polizeisprecher Peter Raubuch über die Vorbereitung von Einbrüchen, Banden und den Sinn der Nummer 110.
Burscheid. Einbrüche bleiben das Sorgenkind der Polizei in Burscheid und Hilgen. In der Kriminalitätsstatistik rangierte die Stadt 2010 hochgerechnet noch über Landes- und Kreisschnitt. Aktuell sorgen in Rhein-Berg aggressive Bettler für Schlagzeilen, zuletzt am katholischen Pfarrheim in der Höhestraße. Der BV sprach darüber mit Peter Raubuch, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde.
Herr Raubuch, Sie sprechen von typischen Vorbereitungshandlungen für Einbrüche. Was verstehen Sie darunter?
Peter Raubuch: Alle ungewöhnlichen Beobachtungen im Wohnumfeld. Das sind in erster Linie von Haus zu Haus ziehende Bettler oder Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen, die langsam durch Wohngebiete fahren. Aber es gibt auch Fälle, in denen Menschen sich regelrecht ausbaldowert fühlen. Und natürlich zählen auch fremde Leute dazu, die man auf Nachbargrundstücken beobachtet.
Hat der über Banden organisierte Einbruch gegenüber Einzeltätern zugenommen?
Raubuch: Das ist schwer zu sagen. Ich würde nicht immer von Banden sprechen. Aber nach unserem Eindruck hat das organisierte Vorgehen mit mehreren Personen gegenüber Einzeltätern wie Drogenabhängigen oder Intensivtätern tatsächlich zugenommen.
Was rät die Polizei?
Raubuch: Das Wichtigste ist, unmittelbar die 110 anzurufen. Wir versuchen seit Jahren, den Menschen die Hemmungen zu nehmen, diese Rufnummer zu benutzen. Dabei sind dann ein paar Informationen hilfreich wie eine möglichst genaue Beschreibung der Person oder des Fahrzeugs, im optimalen Fall mit Kennzeichen. Auch Fragen, in welche Richtung sich die beobachteten Personen bewegen, sind wichtig.
Aber wo ist die Grenze zwischen aufmerksamem Beobachten und übertriebenem Misstrauen?
Raubuch: Wenn ich in der Nachbarschaft einen Menschen beobachte, den ich nicht kenne und der auf einen Eingang zugeht, ist das erst einmal nur ein Grund, aufmerksam zu sein, ohne ihn gleich zu verdächtigen. Aber wenn derjenige erst klingelt, das Grundstück dann verlässt und zum nächsten Haus geht, wäre das ein Anlass anzurufen. Gerade im Zusammenhang mit den jüngsten Fällen aggressiver Bettelei sollte man auch überlegen, ob jemand optisch in die Gegend passt oder nicht. Es geht uns überhaupt nicht darum, irgendeine Bevölkerungsgruppe zu diskreditieren, aber bei der Kombination von Bettelei und Einbrüchen geht es eindeutig um Männer und Frauen aus Südosteuropa. Sie gehen dabei sehr arbeitsteilig vor. Die Frauen betteln, die Männer brechen ein.
Stimmt es, dass vor allem Häuser und Wohnungen entlang der großen Straßen wie der B 51 gefährdet sind, weil die Täter überwiegend von auswärts kommen?
Raubuch: So eindeutig würde ich das nicht sagen. Burscheid ist so klein, dass aus Einbrechersicht lukrative Wohngebiete schnell ausgekundschaftet sind. In dieser Hinsicht ist Burscheid besonders attraktiv. In Wermelskirchen verzettelt sich das schon eher.
Welche Sicherheitsmaßnahmen sind nötig?
Raubuch: Unsere kriminalpolizeiliche Beratungsstelle gibt jederzeit gerne zu Fragen der technischen Sicherung Auskunft. Uns ist wichtig, dass die Menschen für das Thema sensibel sind und aktive Nachbarschaftshilfe leisten. Man sollte lieber einmal zu viel als einmal zu wenig bei uns anrufen.