Jetzt heißt es beim Zivildienst: Freiwillige vor

Die letzten Dienstzeiten laufen aus. Aber noch ist nicht klar, ob die Alternativen wirklich greifen.

Burscheid. Das Ende der Ära Zivi bekommen die Wohlfahrtsverbände in Burscheid zu spüren. Schon jetzt, kurz vor dem Aussetzen der Wehrpflicht, gibt es kaum noch Zivildienstleistende vor Ort.

Eigentlich soll ab dem 1. Juli der Bundesfreiwilligendienst die helfenden Hände ersetzen, die in Bereichen wie Pflege, Fahrdienste oder Haustechnik in vielen Einrichtungen dringend benötigt werden. Doch die Umstellung von Zivi auf „Bufdi“ erscheint zum jetzigen Zeitpunkt noch problematisch.

Der Arbeiter-Sameriter-Bund (ASB) in Burscheid beschäftigte im vergangenen Jahr noch fünf Zivis und vier junge Leute im Freien Sozialen Jahr (FSJ). Die Hilfskräfte entlasteten Angehörige bei der Pflege von alten Menschen und begleiteten behinderte Schüler im Unterricht.

Jetzt ist die Lage deutlich schlechter. Geschäftsstellenleiterin Beate Bungart sagt: „Über den Bundesfreiwilligendienst habe ich noch keine Bewerbung.“ Und auch von den sogenannten FSJler haben sich bislang nur sehr wenige gemeldet.

Das ist kein spezielles Burscheider Problem. Der Regionalverband in Bergisch Gladbach hat laut Bungart genau eine Bewerbung über den Bundesfrewilligendienst erhalten. Im August, spätestens zum 1. September, sollen die neuen Helfer jedoch anfangen.

Bungart hofft die Zivi-Lücke komplett durch FSJler schließen zu können. „Ich schiebe die wenigen Bewerbungen jetzt einfach einmal auf das späte Abitur und glaube, dass da noch was kommt.“ Es sollte noch etwas kommen — denn die Geschäftsstellenleiterin erklärt: „Einen Plan B gibt es nicht.“

Bei der Sozialstation der Diakonie fehlen künftig zwei Zivildienstleistende. Leiterin Maria Schneider sagt: „Wir bedauern das sehr.“ Auch sie wartet noch auf Freiwillige. Ihre Vermutung: „Die jungen Leute freuen sich doch, dass sie sich jetzt ein Jahr früher für eine Ausbildung bewerben können.“ Wird das F für „freiwillig“ in Bufdi und FSJ den Wohlfahrtsverbänden zum Verhängnis?

Die Caritas vor Ort blickt noch gelassen auf die Umstellung. Kreisverbands-Sprecher Wolfgang Drötboom hat zwar auch keine Freiwilligen vom Bund, jedoch habe die Burscheider Caritas ohnehin in den vergangenen Jahren kaum Zivis beschäftigt: „Uns trifft die Umstellung nicht in dem Maße wie andere Verbände.“

Das Evangelische Altenzentrum Luchtenberg-Richartz-Haus beschäftigte sechs Zivis. Einige beenden hier noch ihre Dienstzeit — es sind mit die letzten Zivildienstleistenden von Burscheid. Ihre Arbeitskraft soll künftig durch FSJler ausgeglichen werden, bislang ist eine Stelle besetzt.

Markus Mosch aus der Personalabteilung erklärt: „Wenn das nicht klappt, bedeutet das Mehrarbeit für alle.“ Leiterin Birgit Hoferichter würde das bedauern: „Die zwischenmenschliche Begegnung zwischen Zivi und Bewohner fällt weg.“