Jubiläum bei der Hilgener Metallfirma Nickisch

Die Hilgener Metallfirma Nickisch feiert am Samstag ihr 60-jähriges Bestehen. Seit dem Tod des Gründers befindet sie sich auf Modernisierungskurs.

Burscheid. Wenn die Mitarbeiter der Firma Nickisch am Hilgener Erlenweg heute das 60-jährige Bestehen ihres Unternehmens feiern, fehlt der Gründer: Emil Nickisch ist im Dezember 2005 im Alter von 93 Jahren gestorben. Doch das Jubiläum lässt sich ohne die Erinnerung an ihn nicht denken: Bis zuletzt lenkte er die Geschicke seines metallverarbeitenden Betriebs.

"Am Ende konnte er nicht loslassen", sagt sein Schwiegersohn, der langjährige kaufmännische Leiter Hans Günter (74). Mit dem Modernisierungsschub musste daher bis nach Nickischs Tod gewartet werden. Neue Maschinen wären für ihn nicht infrage gekommen. "Er hat immer getüftelt", erzählt Udo Armbrüster (63), zweiter Schwiegersohn und seit 1967 technischer Leiter im Betrieb.

Viele Geschichten ranken sich um den Firmenpatriarchen und meist haben sie etwas mit seinem schier unerschöpflichen Erfindungsgeist zu tun. Schon zu seinen Goetze-Zeiten war er Dauergast auf den Listen der internen Vergesserungsvorschläge und Neukonstruktionen. Eine Leidenschaft, die er in der eigenen Firma dann bis zum Exzess ausleben konnte.

Sich über Patente auch die Rechte an seinen Erfindungen zu sichern, kam ihm dabei nicht in den Sinn. Noch heute rollen seine Nachfolger mit den Augen, wenn sie von seinem Werkzeug berichten, mit dem man die Grate zwischen den Zähnen der Differenzialräder einfacher und schneller entfernen konnte. Bereitwillig gab Nickisch sein Wissen dem Großkunden Thyssen-Krupp preis, der das Werkzeug dankbar nachbaute.

Nickischs Erfinderdrang beschränkte sich nicht nur auf das Firmenleben. Als er die Leidenschaft für das Billardspielen entdeckte und es innerhalb von zwei Jahren zum bergischen Meister brachte, entwickelte er gleich ein Alugewinde zur besseren Verbindung der beiden Queue-Teile.

Seine aus afrikanischem Edelholz selbst gefertigten Queues wurden schnell legendär und gar von deutschen Meistern angefordert. "Ich habe ihm mehrfach vergeblich vorgeschlagen, dass wir ein Geschäft daraus machen sollten", schildert Hans Günter. "Aber wenn Leute am Telefon mal ein Ersatzteil verlangt haben, hat er sich immer verleugnen lassen."

Diese so skurrile wie antiquierte Form der Unternehmensführung ist heute Vergangenheit. Inzwischen hat die Firma investiert und ist auf Wachstumskurs. Der Umsatz soll in diesem Jahr die drei Millionen Euro überschreiten, "im ersten Halbjahr 2008 haben wir gegenüber dem Vorjahr um 34Prozent zugelegt", sagt Geschäftsführer Johannes Orlowski.

Durch die Modernisierung des Maschinenparks ist auch die Produktivität gestiegen: Obwohl die Mitarbeiter seit Einführung des Metalltarifs mehr verdienen, sind die Lohnkosten auf unter 60Prozent gesunken. "Wir arbeiten rentabel", verweist Orlowski auf eine Rendite von sieben bis acht Prozent vor Steuern. Nickisch hat 60 Jahre nach seiner Gründung die Weichen für die Zukunft gestellt.