Jüngere Autofahrer immer öfter unter Drogeneinfluss

Polizei versucht durch geschultes Personal und High-Tech gegenzusteuern.

Rhein.-Berg. Kreis. Es ist der oft zitierte „Kommissar Zufall“, der die Kreispolizei auf ein Delikt aufmerksam machte, das sich mittlerweile hundertfach in den Statistiken des Verkehrsdienstes niederschlägt: Drogenkonsum im Verkehr.

„Wir hatten vor einigen Jahren bei den Kollegen im Siegerland festgestellt, dass die Zahlen von Drogenkonsumenten am Steuer in die Höhe geschnellt waren“, erklärt Hauptkommissar Gert Bellmann.“ Das war im Jahr 2008. Doch ein lokales Rauschgiftproblem bei den Kollegen gab es nicht, so viel stand schnell fest. Vielmehr habe es sich um eine stille Entwicklung an der Polizei vorbei gehandelt: „Es findet seit Jahren ein Konsumwechsel bei den Jugendlichen statt“, erläutert der Leiter der Führungsstelle Verkehr. Weg vom Alkohol — hin zu Drogen. „Alkohol ist verpönt.“ Dagegen seien Drogen „sozial geduldeter, weil man auf den ersten Blick nichts erkennt“.

Das ist allerdings eine falsche Annahme. Die Polizisten der Kreispolizei haben mittlerweile einen geschulten Blick für so genannte schwarze Schafe. „Da spielen mehrere Faktoren wie Verhaltensauffälligkeiten, Bewegungsabläufe und die Sprache eine Rolle“, erklärt Oberkommissar Achim Oberließen vom Verkehrsdienst. Grobe Ausfallerscheinungen wie bei betrunkenen Autofahrern seien eher selten. Allerdings gibt es auch hier tragische Vorfälle: Ein Autofahrer (24) war im März 2010 abends auf trockener Straße in Kürten von der Straße abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Er war sofort tot. Das Ergebnis der Blutuntersuchung: Er hatte Drogen konsumiert.

Um der Entwicklung gegenzusteuern, nimmt die Polizei die Verkehrsteilnehmer bis 45 Jahre (bei der Altersklasse danach spielt eher Alkohol am Steuer eine Rolle) unter die Lupe. Klassisches Mittel dafür ist der Pupillentest mit einer medizinischen Taschenlampe. „Bei Verkehrsteilnehmern, die Cannabis geraucht haben, ist die Pupille relativ groß, bei Kokain ist sie klein wie eine Nadelspitze“, sagt Oberließen. Prägnant sei aber, dass es keine Pupillenreaktionen gibt, wenn in die Augen geleuchtet wird.

Fünf Drogen-Testgeräte, die über eine Speichelprobe nach acht Minuten analysieren können, welche Drogen (zum Beispiel Cannabis, Kokain, Ampethamine, Morphine) akut konsumiert wurden, stehen den Beamten im Kreis zur Verfügung. Und etliche Urin-Testgeräte, die ähnliche Ergebnisse liefern. Wer die Tests verweigert, muss in der Regel zur gerichtsverwertbaren Blutprobe.