Engagement Junge Menschen brauchen Flankengeber beim Erwachsenwerden

Köln · Begonnen hat alles vor 15 Jahren mit einer krachenden Niederlage – mit 10:1 fegten die Zollstock Kickers die Klingelpütz Street Players vom Platz. Es war das Eröffnungsspiel der ersten Kölner Straßenfußball-Liga auf dem Kleinfeld neben dem Jugendzentrum Eichi in Zollstock.

Die Geschäftsführer der Rheinflanke Christoph Bex und Sebastian Koerber (2.v.r.) mit Helmut Frangenberg (l.) und Cordula Stratmann.

Foto: step/Eppinger

Aus der Liga im Stadtteil wurde im Laufe der Jahre eine soziale Instanz, die ihre Wirkung weit über die Kölner Stadtgrenze entfalten konnte.

Die Straßenfußball-Liga entstand 2006 unter dem Motto „Köln kickt“ auf die Initiative der gemeinnützigen Stiftung Leuchtfeuer. Ziel war die Gründung und die Organisation einer interkulturellen und bunten Liga für junge Straßenfußballer in Köln. 15 Mannschaften spielten in zwei Altersklassen über das ganze Jahr die Stadtmeisterschaft aus. Waren es zu Beginn ein festangestellter Mitarbeiter und zwei Honorarkräfte gehören heute zur Rheinflanke 100 Mitarbeiter, davon 20 in Berlin.

Aus der guten Idee ist ein Unternehmen geworden

Aus der guten Idee einer kleinen Initiative ist inzwischen ein mittelständisches Unternehmen geworden, das sich als Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche versteht, die auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden Unterstützung brauchen. Die Barrieren dazu werden durch Sportangebote wie beim Fußball deutlich gesenkt. Man engagiert sich aber auch im kulturellen Bereich. Angesprochen werden sollen jungen Menschen zwischen 12 und 22 Jahren.

„Die Arbeit der Rheinflanke ist ganz wichtig für viele Jugendliche. Niemand schafft es, ohne einen Flankengeber gut ins Erwachsenenleben zu kommen“, sagt Cordula Stratmann, Komikerin, Schauspielerin und studierte Sozialarbeiterin sowie Familientherapeutin. Sie hat die Arbeit der Rheinflanke von Anfang an unterstützt und gehört heute zu deren Aufsichtsrat. „Ich habe das kritisch betrachtet, da ich mich als Sozialarbeiterin mit dem Helfen auskenne. Bei der Rheinflanke bin ich aber dann mit voller Überzeugung eingestiegen und habe das auch nie bereut.“

Stratmann ist eine von mehreren Autorinnen, die im vom Journalisten Helmut Frangenberg herausgegebenen Buch zu 15 Jahren Rheinflanke ihren Beitrag hinzugefügt haben. Heute ist das Unternehmen an acht Standorten in NRW wie zum Beispiel neben Köln in Düsseldorf, Gelsenkirchen und Bonn vertreten und engagiert sich vor Ort für benachteiligte Kinder und Jugendliche. Dazu kommt das Engagement in der Bundeshauptstadt Berlin.

Insgesamt werden jede Woche etwa 3000 Jugendliche betreut, davon bis zu 2500 in NRW. Es gibt Schulprojekte, das Engagement beim Ganztag, Schulsozialarbeit, aber auch Einzelfallhilfe und die Arbeit als Streetworker. Man hält Kontakt zu Arbeitgebern, um junge Menschen auf ihrem Weg in den Beruf wie zum Beispiel bei Praktika oder Ausbildungsstellen zu unterstützen. Gerade jetzt in der Corona-Zeit sei das besonders wichtig, da der Lockdown so manchen Jugendlichen massiv zurückgeworfen habe, wie Geschäftsführer und Gründer Christoph Bex berichtet.

Das Buch selbst teilt sich in drei Bereiche auf. Im ersten Teil geht es um die Erfolgsgeschichte der Rheinflanke, die sich auch in der Politik engagiert und die auf nationaler und europäischer Ebene ihre Expertise einfließen lässt. So gab es beispielsweise Treffen mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil in Berlin sowie einen Besuch der Europäischen Kommission aus Brüssel mit Parlamentariern und Experten in Köln, wo Mitarbeiter der Rheinflanke sowie Jugendliche als Gesprächspartner zur Verfügung standen.

Diese kamen aus dem „Hope-Projekt“, das geflüchtete Jugendliche unterstützt. Dieses Projekt ist Thema im zweiten Teil des im Kölner Dabbelju-Verlag erschienen Buches. Im dritten geht es um die Zukunftsperspektiven und um die Herausforderungen, die künftig noch gemeistert werden müssen. Neben Mitarbeitern der Rheinflanke, die aus der Praxis berichten, finden sich viele weitere Beiträge, zum Beispiel vom Bildungsexperten Aladin El-Mafaalani, vom Kabarettisten Jürgen Becker, von der Staatssekretärin Serap Güler und vom früheren FC-Manager Andreas Rettig.

Mit Fußballprofi Lukas Podolski kommt auch der Schirmherr der Rheinflanke zu Wort. In seiner „Strassenkicker-Base“ in Mülheim haben die Kölner Mitarbeiter einen wichtigen Standort. Auf den Indoor-Plätzen treffen sich vormittags Kinder- und Jugendliche, die von der Rheinflanke unterstützt werden und für die der Sport am außerschulischen Lernort ein wichtiger Zugang ist, um den erfolgreichen Weg ins Erwachsenenleben zu finden. Dazu passt auch ein Gedanke von Lukas Podolski. Er sagt „Nur wer eine Chance, kann sie auch verwandeln.“ Genau diese Chance will die Rheinflanke Kinder und Jugendlichen eröffnen.

 

Helmut Frangenberg (Hg.): Von Hoffnungsträgern und Aufstiegsheldinnen“ - 15 Jahre Rheinflanke, Dabbelju-Verlag, 200 Seiten, 12 Euro