c/o pop Bilderbuch lassen Krisen vergessen

Köln · Es waren gut zweieinhalb Stunden, die eindrucksvoll gezeigt haben, was Musikfans während der Pandemie vermisst haben. Lange war es nicht möglich, zu Konzerten zu gehen und Bands live zu erleben. Auch die Kölner c/o pop musste zwei Jahre lang bei ihrem Festival in den digitalen Raum ausweichen.

Sänger Maurice Ernst von der Band Bilderbuch erinnerte mit seiner silbernen Glitzerweste an die glamourösen Zeiten der 70er Jahre.

Foto: dpa/Marius Becker

Umso beeindruckender war am Mittwochabend der Neustart mit der österreichischen Kultband Bilderbuch in der Philharmonie. 

Dabei störte die dort zu den Pflichten gehörende Maske kaum einen der Besucher im ausverkauften Saal. Von der ersten Sekunde stand das Publikum im ehrwürdigen Kölner Konzerthaus. Es wurde lautstark gejubelt, mitgesungen und natürlich auch getanzt. „Kriegt Ihr noch Luft?“, fragte Frontmann Maurice Ernst nach gut einer Stunde kollektiver Atemgymnastik unter der Maske im ausverkauften Saal der Philharmonie. 

Die ehemalige Schülerband
tourt durch ganz Deutschland

Mit ihrem brandneuen Album „Gelb ist das Feld“ tourt die frühere Schülerband aus Oberösterreich derzeit durch die Konzerthäuser der Republik – von der Elbphilharmonie über das Wiesbadener Kurhaus bis zur Kölner Philharmonie im Schatten des Doms. Dabei werden den großen Kulturstätten auch ihre Geheimnisse wie fotofreien Zonen im Backstagebereich entlockt. Aber auch ein Mozart braucht halt seine Ruhe und Diskretion. 

Beständig ist bei Bilderbuch, die ihre Homebase inzwischen in Wien haben, der stete Wandel und der Weg durch verschiedene Genres von Rock und Pop bis zum Hip-Hop. In Köln erinnerten die Musiker mit ihren weiten weißen Hosen und den silbernen Glitzerwesten an die glamourösen Zeiten der 70er Jahre. Auch die lange Haarpracht passte da perfekt ins Bild. Mit drei Gitarren, Bass, Schlagzeug, Keyboard und Percussion erreichen die Österreicher eine musikalische Wucht, die für gut 100 Minuten die Fans von den Stühlen reist und sie all die Krisen der Zeit für einen Abend lang komplett vergessen lässt. „Es ist schön, wieder Konzerte spielen zu können“, freut sich auch Maurice Ernst, dass er mit seinen Kollegen endlich wieder auf große Tour gehen kann. 

Musikalisch ist man bei den neuen Songs zeitweise im Softrock der mittleren und späteren 70er Jahre angekommen. Auch alte Hits wie „Spliff“ oder „Maschin“ dürfen an diesem Abend nicht fehlen. Grandios ist, wie Gitarrist Michael Krammer sein Instrument zelebriert und beherrscht. Auch Sänger Maurice Ernst greift immer wieder zur Gitarre und setzt bei Bedarf auch schon mal den blanken Oberkörper in Szene. Es ist die perfekte Show für den Start des Kölner Festivals, oder besser gesagt, der Festivalsaison am Rhein. 

Noch bis Sonntag läuft die c/o pop, bei deren mehr als 150 Acts rund 30.000 Zuschauer erwartet werden. Zu den Höhepunkten des Festivals gehört der Auftritt der Singer/Songwriterin May The Muse am Freitagabend ab 20.15 Uhr im Club Bahnhof Ehrenfeld. Bei freiem Eintritt feiert die c/o Ehrenfeld am Wochenende die Rückkehr der Livemusik. Dafür wird die Venloer Straße zwischen dem Gürtel und der Leyendecker Straße komplett gesperrt. Dort und in den umliegenden Klubs werden musikalische Gäste wie Paula Hartmann, Priya Ragu und BRKN (alle Club Bahnhof Ehrenfeld) erwartet. Angeboten werden zudem Führungen auf den Helios-Leuchtturm und durch die Club- und Kulturszene des Veedels. Weitere Infos zum Programm finden sich online unter: