Spannung Düstere Machenschaften der Kölner Stadtspitze

Köln · Gerade hat Hauptkommissar Jan Schiller erfahren, dass seine Freundin Nadine schwanger ist und er bald Vater wird. Ein echter Lichtblick nach dem Tod seiner Ziehmutter Therese und der Trennung von seiner langjährigen Lebensgefährtin Carla.

Kölner Kasino

Foto: Verlag/Emons

Das Privatleben seiner Kollegin Birte Jessen gestaltet sich da weit komplizierter. Ihr Freund Max hat endlich sein erstes Buch veröffentlicht, das er komplett dem Tag des Kölner Archiveinsturzes gewidmet hat – leider scheint das Werk nur auf wenig Interesse zu stoßen und liegt wie Blei in den Regalen der Buchhändler. Max ist reichlich desillusioniert und will deshalb wieder als Radkurier arbeiten.

Viel Zeit, über das turbulente Geschehen zu Hause nachzudenken, bleibt den Ermittlern der Kölner Kripo nicht. Denn am Aachener Weiher wird ein Toter gefunden, der wie ein tibetischer Mönch gekleidet ist. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um einen ehemaligen Schwimmtrainer der Kölner Kunstspringer handelt, der wegen seiner brutalen Trainingsmethoden und der sexuellen Belästigung seiner Sportlerinnen massiv in die Kritik geraten war. Um Ermittlungen der Polizei zu entgehen, hatte er sich vor zehn Jahren nach Japan abgesetzt. Seine Rückkehr aus Asien hatte er nur wenige Tage überlebt.

Noch brisanter ist die Tatsache, dass es sich bei Henner Brohl um den Bruder des Kölner Oberbürgermeisters handelt. Und der ist, als ihm die beiden Ermittler die traurige Nachricht überbringen wollen, spurlos verschwunden. In Köln steht der OB in der Kritik, weil er am Deutzer Hafen statt günstigen Wohnraum ein luxuriöses Hotel mit einem Spielkasino direkt am Rhein errichten will. Damit hat er für seine Kritiker sein Versprechen als Stadtoberhaupt gebrochen. Doch die chinesischen Investoren sind schon in Köln, um die Verträge unterzeichnen zu lassen.

Für Birte und Jan gestaltet es sich als schwierig, in ihrem Fall effektiv zu ermitteln, da sich Friedrich Brohl als enger Freund des Polizeipräsidenten nur ungern in seine Karten schauen lässt. Und sein undurchsichtiger Pressesprecher tut alles, um seinem Chef Ärger vom Hals zu halten. Dazu kommt ein weiterer Mord, den die Kripo aufklären wird. Auf der Bühne des Theaters im Bauturm findet eine Putzfrau die Leiche einer jungen, begabten Schauspielerin. Die Ermittlungen ergeben, dass sie die Geliebte des Oberbürgermeisters war, und dass sie zu einem dubiosen Kölner Anwalt, der im Kasino-Projekt als Freund des OBs die Fäden zieht, Kontakt hatte.

Für Birte und Jan wird die Sache immer brisanter – beide riskieren bei ihren Ermittlungen ihren Job bei der Polizei. So haben sie erfahren, dass der OB eine kleine Wohnung am Eigelstein besitzt, die er für seine amourösen Bekanntschaften nutzt. Auch sein Bruder wurde nach dessen Rückkehr aus Japan dort gesehen. Um im Fall voranzukommen, schlägt Kriminalassistentin Nele vor, sich als Empfangsdame in der Kanzlei des Rechtsanwalts einzuschleusen, um dort verdeckt zu ermitteln. Doch schon nach dem ersten Arbeitstag ist Nele spurlos verschwunden.

Der neue Köln-Krimi von Reinhard Rohn ist ein packender Thriller, der sich dem kölschen Klüngelsumpf zuwendet. Dabei macht das Geschehen auch vor den höchsten Ämtern der Stadt nicht halt und löst ein politisches Erbeben am Rhein aus, das die Ermittler zu verschlingen droht. „Kölner Kasino“ ist ein spannender Krimi, der seinen Leser bis zur letzten Seite in den Bann zieht. Kunstvoll werden die privaten Ebenen der Kommissare mit der Welt der Mächtigen am Rhein miteinander verwebt, was einen besonderen Blick auf die Stadt und in die kölsche Seele erlaubt.

 

Reinhard Rohn: Kölner Kasino, Emons Verlag, 224 Seiten, 12 Euro