Bühne Der Herzschlag der Trommeln
Köln/Berlin · „Tenmei“ heißt die neue Show von „Yamato – The Drummers of Japan“, die vom 11. bis zum 16. Juli beim Kölner Sommerfestival in der Philharmonie zu Gast ist. „Der Titel bedeutet übersetzt Schicksal und bezieht sich auch auf die Zeit während der Corona-Pandemie.
Wir konnten lange nicht auf die Bühne, haben aber trotzdem weiter fleißig geübt. Das war keine einfache Zeit. Umso schöner ist es jetzt, nach vier Jahren Pause, wieder in Deutschland zurück zu sein“, sagt Masa Ogawa, der sein Taiko-Ensemble 1993 in Nara, der historischen Hauptstadt Japans gegründet hat.
Umso energiegeladener war der Auftritt am vergangenen Wochenende im Berliner Admiralspalast. „Die Trommeln sind unser Herzschlag, den wir nun wieder mit unserem Publikum teilen können“, freut sich Ogawa, der mit zehn Ensemblemitgliedern zwischen 23 und 32 sowie mehr als 30 Trommeln derzeit in Europa unterwegs ist. Die größte Trommel hat einen Durchmesser von 1,70 Meter und wiegt stolze 500 Kilogramm.
„Die große Trommel wurde aus einem einzigen Baum gemacht und ist mit Rindsleder bespannt, das bis zu 20 Jahre bei guter Pflege verwendet werden kann. Für die Trommeln verwenden die spezialisierten Werkstätten das Holz des Keyaki-Baums, das besonders dicht und massiv ist. Die Drumsticks werden von den Trommlern selbst aus Fichtenholz angefertigt. Manchmal halten sie nur für eine einzige Show bei Spitzenfrequenzen von bis zu 500 Schlägen pro Minute.“
Dabei müssen sich die Ensemblemitglieder intensiv um ihre Instrumente kümmern. Das gilt insbesondere für die kleinsten, etwa zehn Kilo schweren Trommeln, die Shime-Daiko, die auch für das Krafttraining gestemmt werden. „Diese Trommeln müssen täglich neu gespannt werden. Vor allem, wenn die Umgebung eine hohe Luftfeuchtigkeit hat, wird das Leder weich und ist schwieriger zu bespielen“, sagt Ogawa, während zwei seiner Trommler ihre ganze Kraft für das Spannen einer Trommel einsetzen.
Diese Art zu trommeln, gibt es in Japan bereits seit mehr als 2000 Jahre. „Ursprünglich wurden die Taiko-Trommeln für religiöse Zwecke in den Tempeln und an den Schreinen eingesetzt. Dort ist das eine reine Männerdomäne“, sagt Ogawa, zu dessen Ensemble auch vier Frauen gehören. „Frauen sind auf der Bühne oft die besseren Trommler, weil sie mehr Kraft und Dynamik haben.“
„Ich bin gerne eine starke Frau und genieße die Zeit mit den anderen in unserer Gruppe. Ich versuche, mich dabei immer weiterzuentwickeln und besser zu werden“, sagt Nene Miula (25), die seit sieben Jahren zu Yamato gehört.
Nachwuchs zu finden, ist für Ogawa nicht schwer. „Die jungen Leute in Japan haben zwar nicht unbedingt einen engen Bezug zur traditionellen Art des Trommelns. Das, was wir bei Yamato machen, ist aber doch für viele sehr attraktiv. Die ersten Fähigkeiten an der Trommel lernt man schon nach einer Stunde. Aber manche Mitglieder unseres Ensembles sagen, dass sie sich auch nach zwölf Jahren noch nicht gut genug fühlen. Das ist ein stetiges Lernen in der Gruppe.“
Das gesamte Leben der Trommler spielt sich in der Gruppe ab. „Wir stehen morgens um 6 Uhr auf und laufen dann erst einmal zehn Kilometer. Hier in Berlin passiert das noch ganz in der Dunkelheit des Winters. In Japan ist es meist schon etwas heller. Nach dem gemeinsamen Frühstück stehen das Krafttraining und die Pflege der Instrumente an. Dann kommt das Mittagessen und danach das Üben vor der Show am Abend.“
Fitness ist für die Mitglieder der Gruppe ein ganz zentrales Thema. Bis zu drei Kilo Körpergewicht verlieren die Trommler bei einer der kräftezehrenden Shows. Dazu kommt, dass die Truppe alles selbst macht – vom Aufbau der Bühne bis zum Entwerfen der farbenfrohen Kostüme. Alle können alle beim Auftritt eingesetzten Trommeln selbst spielen. Dazu kommen Shinobue, japanische Flöten, und Shamisen, eines der bekanntesten japanischen Saiteninstrumente.
Früher hat man bei Yamato auch das Hauptnahrungsmittel Reis aus Japan mitgebracht. „Das wurde in den Trommeln transportiert, weil es in den Gastländern oft nicht den Reis gab, den wir essen. Heute ist das kein Problem mehr, man bekommt ihn überall auf der Welt. Wir kochen immer selbst und essen in der Regel nur japanische Gerichte“, berichtet Ogawa, der inzwischen nicht mehr selbst die Trommel spielt, der seine Leute aber rund um den Globus begleitet. Er ist es auch, der die Musik für die Stücke komponiert und arrangiert.
„Meine Mutter hatte eine alte Taiko-Trommel entdeckt und sie mir dann zum Spielen geschenkt. Bald schon habe ich meine ersten Stücke selbst komponiert und bin bei Festivals aufgetreten. Das war der Beginn von Yamato in den 90er Jahren“, erinnert sich Ogawa an seine musikalischen Anfänge.
An die Auftritte in Köln hat er gute Erinnerungen: „Wenn ich in der Stadt bin, gehe ich immer zum Dom, da kann man Kölner Geschichte gut fühlen und erleben. Besonders ist für uns die Philharmonie, wo die Bühne wie in einem Amphitheater ganz unten platziert ist und die Zuschauer von oben auf uns blicken. Da fühlt man sich bei einem Auftritt fast wie ein römischer Kaiser und kann seine Botschaft besonders gut vermitteln.“
Service: Yamato – The Drummers auf Japan, 11. bis 16. Juli beim Kölner Sommerfestival in der Philharmonie. Einen weiteren Auftritt der Gäste aus Japan gibt es vom 27. Juni bis zum 2. Juli in Düsseldorf in der Oper am Rhein. Tickets für die energiegeladene Show werden online unter den folgenden Webadressen angeboten: