artothek Eine Ausstellung zum 50. Geburtstag

Köln · Die Artothek feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Den Auftakt des Jubiläumsjahres bildet die Ausstellung „Face to Face“ mit zahlreichen künstlerischen Positionen zum Thema „Porträt“.

Die Artothek Köln gibt es bereits seit 50 Jahren. Das wird in diesem Jahr mit einer neuen Ausstellung gefeiert.

Foto: Eppinger

Die unmittelbare Begegnung des Publikums mit Kunstwerken, die sie wachen Blicks im Ausstellungsraum empfangen, gibt eine Idee von den Beziehungen, die in den 50 Jahren im Rahmen der Kunstausleihe entstanden sind.

Kunstwerke sind Objekte, in denen wir als Betrachter der Welt und zeitgleich uns selber begegnen. Besonders zugänglich sind dabei Darstellungen von Menschen, zu denen sich spontan eine Verbindung herstellen lässt und die für uns ein echtes Gegenüber darstellen.

Einer rein abbildenden Funktion enthoben, bieten zeitgenössische Porträts den Künstlern die Möglichkeit für künstlerisches Experiment ebenso wie für Selbstreflektion oder gesellschaftskritische Statements. Als Abwandlung des eigenen Spiegelbildes oder stellvertretend für eine persönliche Begegnung, werden Stimmungen der Porträtierten und Subtext des Abbilds intuitiv gelesen. Mit den rund 60 ausgestellten Werken internationaler Künstler bietet die Ausstellung eine plastische Sicht auf künstlerischer Zeitgeschichte mit Köln-Bezug. 

Die zweitälteste Einrichtung
ihrer Art in Deutschland

Die Artothek im Haus Saaleck an der Straße am Hof hat ihre Pforten im Jahr 1973 eröffnet. Damals hatte der Direktor der Stadtbibliothek die Idee aufgegriffen, nicht nur Bildung in Büchern, sondern auch Kunst zu verleihen. Nach der 1969 gegründeten Graphothek in Berlin ist die Artothek die zweitälteste Einrichtung ihrer Art in Deutschland. Ihren ersten Bestand erhielt sie aus der Kölner Kunstszene – von Künstlern, Galerien und dem Kunstverein.

Die Stadtbibliothek hatte damals noch eine Dependance im Haus Saaleck, wo der Schwerpunkt auf dem Kunstbuch lag. Nach dem Umzug an den heutigen Standort am Neumarkt, blieb die Artothek als Teil der Stadtbibliothek am angestammten Standort. Und man verlieh nicht nur Kunstwerke, sondern kuratierte auch eigene Ausstellungen, für die sich Künstler bis heute bewerben können.

Als in den 90er Jahren die Schließung drohte, gliederte man die Artothek dem Kölnischen Stadtmuseum an. Seit 2008 gehört die Einrichtung zum städtischen Kulturamt. Der Bestand ist auf knapp 1600 Kunstwerke angewachsen und wird durch Ankäufe ständig ausgebaut. Etwa 2000 Ausleihen verzeichnet man pro Jahr.

„Die Bilder sind versichert und werden gerahmt sowie mit Plexiglas geschützt. Daher konzentrieren wir uns auf Arbeiten auf Papier wie Grafiken, Zeichnungen, Fotografien oder Aquarelle. Man kann, nachdem man sich mit dem Personalausweis angemeldet hat, ein Kunstwerk für zehn oder 20 Wochen ausleihen. Für zehn Wochen werden 7 Euro Leihgebühr fällig. Verpackt wird die Kunst dann sicher in einen Transportkarton. Manche haben zu Hause schon einen festen Platz für unsere Werke reserviert. Andere geben sogar einen Empfang mit Freunden, wenn neue Kunst ankommt“, erläutert die künstlerische Leiterin Astrid Bardenheuer.

Das Alter der Ausleihenden reiche von 18 bis 80 Jahren. „Es sind überwiegend Privatleute, die sich bei uns Kunst ausleihen. Das reicht von Studenten, die Kunst für ihre WG suchen, bis zur kompletten Familie, die sich hier vor Ort gemeinsam ein Werk für das eigene Wohnzimmer aussuchen. Die Ausleihenden werden zunehmend jünger.“ Das Publikum schätzt das besondere und hochwertige Angebot. Viele von ihnen hat der einfache und persönliche Zugang zu Kunst zu begeisterten Kunstliebhabern werden lassen.

Mit ihrem Konzept „Leihen statt Kaufen“ ist die Artothek der gesellschaftlichen Entwicklung vorausgegangen. Kein Wunder also, dass sich diese kleine städtische Institution über viele Jahre mit einem guten Konzept gegen alle Widrigkeiten durchgesetzt hat und von einer breiten Öffentlichkeit angenommen wird. Immer wieder war bürgerschaftliches Engagement für die Artothek existenziell wichtig und trug dazu bei, die Einrichtung so zu etablieren wie sie jetzt im Kulturbetrieb präsent ist.

Die Namen reichen von deutschen Künstlern wie Gerhard Richter, Rosemarie Trockel oder Sigmar Polke bis zu internationalen Kunstgrößen wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein oder Christo. Der Fokus beim eigenen Bestand liegt bei nach 1950 entstandenen Arbeiten. „Die Berühmtheit des Malers ist aber nicht unbedingt ausschlaggebend. Entscheidend ist viel mehr die Beziehung zum Werk und nicht unbedingt die zum Künstler“, sagt Bardenheuer.