Verkehr Deutliche Einnahmeverluste beim VRS
Köln · 2022 war für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ein Jahr mit vielen Herausforderungen. Das gilt auch für den Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS), der Einnahmeverluste von rund 52 Millionen Euro verzeichnen musste.
So sanken die Einnahmen von gut 535 Millionen 2021 auf 483 Millionen Euro im Jahr 2022. Das ist ein Minus von 9,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Als Gründe gibt Geschäftsführer Michael Vogel die anhaltenden Auswirkungen der Pandemie, die Explosion bei den Energiepreisen sowie die Einführung des Neun-Euro-Tickets im Sommer an. Bei der Energie verteuerte sich Dieselkraftstoff um 44,7 Prozent und Strom um 22,5 Prozent. Das Ende der Preisspirale sei hier noch nicht erreicht „Für Energie, Material und Personal werden im Jahr 2023 Mehrkosten zwischen 13 und 17 Prozent prognostiziert“, sagt Vogel auch mit Blick auf die laufenden Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst und bei der Bahn.
3,5 Millionen Neun-Euro-Tickets wurden beim VRS verkauft
Das Neun-Euro-Ticket war im Bereich des VRS mit 3,57 Millionen verkauften Tickets ein großer Erfolg und brachte Einnahmen in Höhe von 32,1 Millionen Euro. Während der Bartarif zum Beispiel mit Einzel- und Mehrfahrtentickets 2022 weiter zugelegt hat (plus 13,6 Prozent), sanken die Einnahmen des VRS bei den Zeittickets vor allem wegen des Neun-Euro-Tickets um rund 17 Prozent. Vor allem im Bereich der Schüler-, Semester- und Auszubildenden-Tickets gab es deutliche Rückgänge. Die Mindereinnahmen konnten hier laut VRS durch die Unterstützung von Land und Bund („Rettungsschirme“) größtenteils aufgefangen werden.
Sehr beliebt sind auch beim VRS die Handytickets. Hier ist der Trend zu digitalen Tarifen ungebrochen. So sind hier die Einnahmen um 37,4 Prozent auf knapp 50 Millionen Euro angewachsen. Im Vorjahr waren das noch rund 36 Millionen Euro. Beim Bartarif macht der Anteil der Handytickets wie bei den 24-Stunden-Tickets schon knapp die Hälfte der verkauften Tickets aus.
„Diese Zahlen demonstrieren eindrücklich, dass die Digitalisierung der Tickets nicht mehr aufzuhalten ist und die Fahrgäste diesen komfortablen Vertriebsweg über das Smartphone, das als Fahrkartenautomat in der Hosen- bzw. in der Handtasche dient, schätzen“, erklärt Vogel. Dagegen gehe der Trend klar von der Kundenbindung wie bei Abotickets weg zu mehr Flexibilität beim Ticketkauf für Busse und Bahnen.
Deutschland-Ticket: Neukunden sind noch eher zurückhaltend
Daran werde auch das monatlich kündbare Deutschland-Ticket nichts ändern. Nachdem Vorverkaufsstart am 1. April ist die Nachfrage bei den Neukunden noch eher überschaubar. Die Zahlen liegen hier laut VRS noch unter 10.000 verkauften Tickets. Bei den 330.000 Abokunden rechnet man damit, dass diese sich überwiegend für das deutschlandweit im Nahverkehr geltende und 49 Euro teure Ticket entscheiden werden. Auch beim Jobticket soll das Deutschland-Ticket möglich werden. Dort zahlen die Inhaber dann etwas mehr als 31 Euro im Monat. Beim Semesterticket dagegen müssen Studenten gut 15 Euro zusätzlich investieren, um ein Upgrade für das neue Ticket zu bekommen. Vorbehaltlich der Zustimmung der regionalen Gremien soll ab dem 1. Juli die NRW-weite Fahrradmitnahme für zusätzlich 39 Euro. Ein Upgrade für die erste Klasse kostet dann 69 Euro.
Eindringlich ist der Appell des VRS an die Landes- und Bundespolitik, sich angesichts steigender Personal- und Energiekosten sowie des Ausbaus der Infrastruktur auch weiterhin zum Nahverkehr zu bekennen. „Wir dürfen bei der aktuellen Debatte nicht nur die Bestandsverkehre betrachten. Der Nahverkehr und die benötigte Infrastruktur müssen dringend ertüchtigt und ausgebaut werden, um eine konkurrenz- und leistungsfähige Alternative zum Auto zu sein. Die Kommunen sind bereits am Rande des Leistbaren angelangt und dürfen nicht noch stärker belastet werden, denn dann drohen Angebotskürzungen bei Bus und Bahn“, sagt VRS-Geschäftsführer Norbert Reinkober.
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